Viva Pink Pedrazzi! Der Mann mit dem Zylinder erhält den Anerkennungspreis

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Pink Pedrazzi © 2013
Pink Pedrazzi © 2013

Basler Pop-Preis

«I’m just a friendly man / afraid of every new day» heisst es in einem Song auf Pink Pedrazzis Soloalbum A Calico Collection, das er vor zwei Jahre realisiert hat. Für das Album hat sich der frisch gebackene 60-Jährige unfassbare 34 Jahre Zeit gelassen. Und wurde 2013 prompt für den Basler Pop-Preis nominiert.

Seit 1979 ist der Basler Musiker und Singer-Songwriter mit Bands unterwegs, zuerst mit der New-Wave-Combo The Wondergirls, später mit den Zodiacs, mit The Beatnik Fly, Twang Gang, als Don & Pink, mit The Moondog Show, im Duo Mudphish, dem Song Circus, The Voyageurs und aktuell solo und solo+ als Pink Pedrazzi & The Big Easy.

Für die Reihe Song Circle zieht es Pink Pedrazzi Ende November auch nach Berlin. Und seit August spielt der Mann ohne Berührungsängste jeden Donnerstag im Café Mooi in Liestal. Bis kurz vor Weihnachten. Eine schöne Tradition hat soeben begonnen.

«I’m no bloody fool, I’m old, I’m cool»
Über 35 Jahre: Eine lange Zeit des Musikmachens also, ohne allzu lange Pausen, mit unzähligen Veröffentlichungen, Kollaborationen und Live-Auftritten auch in Deutschland, Frankreich, Holland oder Grenada, mit Ups und mit Downs, natürlich, denn irgendwoher müssen seine Songs ja kommen und vor den Downs kapituliert hat der Mann bisher noch nie. Apropos Songs: Der zurückhaltende «friendly man» aus dem einen Song kann in Pink Pedrazzis Welt auch rasch seinen Charakter wechseln: «I’m no bloody fool, I’m old, I’m cool» bellt er selbstbewusst trotzig im nächsten Song auf seinem Soloalbum. Ja, cool ist er auf jeden Fall, der Pink Pedrazzi.

Pink Pedrazzi © Benno Hunziker 2015
Pink Pedrazzi © Benno Hunziker 2015

Der jugendliche Schalk des Gentleman und Charmeurs

In Pink Pedrazzis Songs und Live-Auftritten klingen oft gleichzeitig ein jugendlicher Schalk und die Abgeklärtheit des Gentleman und etwas älter gewordenen Charmeurs an; eine Art nervöser Gelassenheit und im selben Moment diese relaxte Angespanntheit. Da will jemand etwas unbedingt und jetzt – oder vielleicht auch erst ein bisschen später. Pink Pedrazzis Stimme trägt einen Hauch von Elvis Costello, ein paar Körnchen Randy Newman, einen Schimmer John Hiatt zu uns rüber. Stilistisch schöpft Pink aus allen Wasserstrassen der Musikhistorie; von Blues, Rock, Folk, Americana, Honky Tonk, Walzer, Boogie, Reggae, Trinkliedern oder Swamp und Delta bis Alternative Country und Cajun.

Oder was der Stile zwischen Manchester und Nashville (noch) mehr sind. Und manchmal schnappt er sich einen Song, zum Beispiel von der Amerikanerin Gillian Welch und arrangiert daraus mit seinen Bandmusikern einen treibenden zeitlosen Hit wie «Everything Is Free».

Nicht ohne seinen Hut
Pink strahlt in seiner unprätentiösen Souveränität viel Glaubwürdigkeit aus, und genauso viel Charme. Mal ist er der Nightlcub-Entertainer, dann «just the guy next door», mal der undurchsichtige Crooner, dann der intime Coffee-Bar-Singer, der die winzige Ukulele mit hawaiianischem Flair bearbeitet. Und niemals fehlt er auf des Musikers Haupt, sein Markenzeichen: der Zylinder, der den Deckel drauf macht. Leicht kann dieser uralte Hut retrospektiv gelesen werden, genauso gut aber auch als ein Wink der sanften Rebellion gegen vorgefertigtes oder kleinliches Denken – auch oder gerade in der uramerikanisch gebauten Musik.

Pink Pedrazzi ist ein zuverlässiger Freak, ein Folk-Singer mit sprödem Soul, ein Interpret ohne Scheuklappen, ein beseelter Songschreiber mit uraltem Rock in den jungen Knochen. Und immer ist Pink Pedrazzi auch eines, und das ist selten geworden: ein Ehrenmann.

Viva Pink Pedrazzi!

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