Christoph Alispach – 35 Jahre für Rock, Pop und Rap aus der Schweiz
Der Basler SRF-Radiomacher und RFV-Basel-Mitbegründer Christoph Alispach ist im Mai 2016 in Pension gegangen. Damit endet die lange Ära der Basler DRS- und SRF-Musikcracks beim nationalen Radiosender.
Chrigel Fisch
Seit dem Sendestart im November 1983 war Christoph Alispach bei Radio SRF 3 (bis 2012 hiess es DRS 3) als Musikredaktor für verschiedene Specials (Rock Special, CH-Special, Best Talent, Pop Routes, Festival-Live-Übertragungen) der Mann für die beste Musik. Und die richtigen Worte und Interviewpartner.
Fast 33 Jahre im Dienst für den einstigen «amtl. bew. Störsender» (Slogan für das damalige DRS 3) und zwei Jahre davor bei DRS: Es sind mehr als ein paar Hundert Schweizer Bands und ein paar Tausend Musikerinnen und Musiker, die von Alispachs Einsatz (auch) für kantige, laute und unangepasste Musik enorm profitiert haben und nun ebenso laut Danke! sagen dürfen.
Anders als die bekannten Radiomoderatoren hat Alispach seine Arbeit im Hintergrund verrichtet, mit der frischen und Sender prägenden Musikauswahl aber oft viel mehr Wirkung in der CH-Musikszene erzielt. Ein Radiomacher mit einem echten Musikgewissen eben, der für die Glaubwürdigkeit von DRS 3 und SRF 3 mitsorgte. Unvergessen bleibt z.B. seine Anekdote zum mehrfach verpatzten Interview mit Soundgardens Chris Cornell.
DRS 3 mit Basler Musikverrückten
Christoph Alispach gehörte am 1. November 1983 zum Kernteam von Radio DRS 3, das um Mitternacht erstmals on air ging. Gesendet wurde aus dem Studio Basel, und das erklärt sicher auch die hohe Quote an Basler Musikverrückten, die mit Alispach den für die CH-Musikszene von Underground bis Pop enorm wichtigen Sender Jahrzehnte ein cooles Image verliehen: François «FM» Mürner, Urs Musfeld, Martin Schäfer oder Christoph Schwegler, alle sind sie aus Basel und alle – ausser Urs Musfeld (und natürlich Matthias Erb von Sounds!) – nun weg vom Sender.¹ Aber nicht weg von der Musik.
Die dunkle Zeit der «Durchhörbarkeit»
In seiner langen Zeit bei DRS 3 erlebte Christoph Alispach auch die «dunkelste Zeit in meiner Radiokarriere»: Zackige Berater aus Deutschland sollten den Sender auf Formatradio und «Durchhörbarkeit» trimmen. «Es konnte doch für einen gebührenfinanzierten Sender nicht Ziel sein, noch gleicher zu klingen als die schon gleichen Lokalradios», sagte Alispach 2009 im Buch Pop Basel – Musik und Subkultur.
Der Meinung waren (und sind es auch heute noch) Tausende Hörerinnen und Hörer und viele Bands. Etwa Züri West mit dem Song «Radio zum Glück», der direkt an DRS 3 adressiert war: «Warum sände die hütt wieder nume Scheisse ...».
Riesiges musikalisches Know-how
Christoph Alispach, der laut Eigendefinition Hobby-Musiker ist (Schlagzeuger beim Minimal-Rock’n’Roll-Duo The Tutu Three und in der Garage-Coverband Trio de Charme), gehört auch zu den Mitbegründern des RFV Basel. Von 1994 bis 1997 baute er als Vorstand des damaligen «Rockförderverein der Region Basel (RFV)» die Fundamente der Popförderung und des Musiknetzwerks mit auf. Sein riesiges musikalisches Know-how und seine Unbestechlichkeit brachte Alispach auch in die Jurys des RegioSoundCredit und zuletzt bis 2014 beim Basler Pop-Preis ein. Er war auch Mit-Initiator der Sonderausstellung Pop@Basel im HMB Museum für Musik Basel.
Back to Mono mit Trio de Charme
Mehr Zeit für die eigene Musik zu haben, das manifestiert sich gerade – neben einer neuen The Tutu Three-Scheibe – in Alispachs Band Trio de Charme: Gespielt werden Coversongs von 60ies Beat bis Italo-Rock’n’Roll und frankophonen Perlen, also etwa von den Easybeats bis Adriano Celentano und Gainsbourg.
Nicht unbedingt die Mega-Hits kommen in den Charme-Schredder, sondern vorab Single-B-Seiten. Bereits draussen ist eine erste 7inch («I'll Make You Happy», Easybeats / «In My Own Time», Bee Gees), bald folgen wird die 7inch Tour de France (mit «Les Marionnettes» von Christophe / «Harley Davidson», Gainsbourg/Bardot). Die dritte Sinlge wird Giro d'Italia heissen, die letzte der bisher geplanten dann World Tour. Die Single gibt’s nur auf Vinyl und: Mono, weil Stereo kann jeder. Eine Box mit allen vier 7inches ist angedacht.
Ob die Songs des Trio de Charme bei Radio SRF 3 in die Heavy Rotationen gehen oder eher in die Tanzbeine der unverwüstlichen Rock’n’Roll-Rentnerinnen und -Rentner in den Clubs und Kellern des Landes ... man darf entspannt sein.
Der RFV Basel wünscht Christoph und seiner Famile nur das beste Allerbeste für die Zeit nach dem Radiomachen.
¹ Korrigendum
Zu Basler Radiomachern auf SRF 3, hier eine Korrektur von Gerni Jörgler. Wir entschuldigen uns für den Fehler: «Geri Stocker, Christoph Schwegler gehören aktuell auch zur SRF Musikredaktion, sind aus Basel und sind nicht 'weg vom Sender'. Matthias Völlm, John Bürgin, Lukie Wyniger sind auch aus Basel und sind ebenfalls nicht 'weg vom Sender'.»