Static Frames – Black Sand

Reviews
static-frames-2012-1

Klangkörper mit Flügeln. Schwelgend, hymnisch, klagend und karg – das Basler Trio Static Frames arbeitet mit beschränkten Mitteln und schafft daraus grosse Songs.

Album Review / RegioSoundCredit

Das Cover, so merkt der Hörer bald, widerspiegelt die Musik: Wenige, klar gesetzte Elemente und viel Weite in ausgebleichten Farben. Los geht das Album Black Sand mit dem Titelsong: Klaviertriller und Tambouren-Drums bauen Spannung auf, dazu führt Nick Broadhurst seine Stimme klagend in Bereiche, wo sie fast bricht. Der Refrain kommt erst gegen Ende und als Antiklimax: Ruhe statt Ausbruch. «File On The Pier» funktioniert ähnlich, hat dank federndem Rhodes-Piano aber mehr Schmiss und durch eine schlau gesetzte Streicherpassage auch eine Extraportion Drama.

Nicht, dass Sie jetzt meinen, es werde hier nur gejammert und geschwurbelt: «Circles» zum Beispiel wird angetrieben von einer trocken geschrubbten E-Gitarre, die auch Hipstern in die Hüften fahren dürfte. Es gäbe noch mehr Lieder, die eine Einzelbesprechung wert wären, doch erstens ist der Rahmen, in dem sich die Stücke bewegen, soweit passabel umrissen und zweitens sollen Sie dieses Album ja selber entdecken.

Drama dank beseeltem Gesang

Schlagzeuger Antoine Kauffmann, Stephan Brunner am Bass und der in Basel wohnhafte Neuseeländer Nick Broadhurst an Keyboards, Gitarre und Gesang akzeptieren die Limitierungen einer Trioformation. Statt in Luc Montinis One Drop Studios per Overdubs zur Bigband zu wachsen, arrangieren sie ihre Stücke reduziert, geben den einzelnen Instrumenten aber viel Platz und schaffen so einen imposanten Klangkörper mit Flügeln. Static Frames machen keine Kammermusik, sondern weit ausholenden Pop mit hymnischen Anflügen. Es steckt viel Drama in den zehn Songs, was nicht zuletzt an Broadcasts beseeltem Gesang liegt, der beizeiten zu einer gewissen, gut goutierbaren Theatralik neigt.

Eigene Nische, eigener Stil

Nach der EP Vivarium, die 2011 aufhorchen liess, ist Black Sand ein Longplayer-Debüt, auf dem die Band ihr Potential abruft und ausschöpft. Static Frames präsentieren durchaus vertraute Klänge, siedeln aber doch in einer eigenen Nische. Im Vergleich zu anderen aktuellen Basler Bands wirken Static Frames weniger kunst(schul)sinnig, dafür entrückter – und auch sperriger.

Vielleicht tut sich die Presse deshalb schwer mit Stilschubladen. Späte 80er wollen die einen heraushören, Prog-Pop nennen es andere und weil das halt grad im Trend liegt, war auch von Indie-Folk-Rock zu lesen. Unsereiner hört viele britische Songschmied-Tradition heraus und findet, dass die tastendominierten Stücke eine zumindest entfernte Verwandtschaft mit Bands der vorletzten Britpop-Generation (sagen wir: Keane) nahelegen. Wobei das Schwelgen hier kontrastiert wird durch einige Kanten im vergleichsweise kargen Klangbild.

Schwelgend und hymnisch, karg und kantig – Sie sehen, die Attribute zu Black Sands wirken widersprüchlich. Doch eben aus dem Gegensätzlichen beziehen die Songs von Static Frames ihre Spannung und ihren Reiz. Jetzt muss das nur noch die Deutschschweiz merken. Es kann ja nicht sein, dass diese Band nur die auf der Homepage vermerkten Auftritte in der Romandie absolviert.

Static Frames – Black Sands (Cover)
Static Frames – Black Sands (Cover)

Static Frames – Black Sand

(Irascible) ist Ende 2012 mit einem Beitrag des RegioSoundCredit erschienen.

Play Video