Bleu Roi – Of Inner Cities: Zaubersounds aus dem tiefblauen See

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Bleu Roi – Of Inner Cities (Cover)
Bleu Roi – Of Inner Cities (Cover)

Bleu Roi legen ihren ersten langen Release vor: Of Inner Cities heisst er, wurde in den USA gschrieben, in der Schweiz weiterentwickelt und in Schweden aufgenommen. Live-Premiere war dann am Reeperbahn Festival in Hamburg, an der Swiss Night. Nach der Nominierung zum Basler Pop-Preis ist nun endlich Zeit, in Ruhe reinzuhören. Unser Mann in Köln nimmt sich der neuen Songs an.

Album Review / RegioSoundCredit

Als ich Ende 2013 an dieser Stelle die Debüt-EP Treasures besprach, war Bleu Roi noch das Solo-Projekt von Jennifer Jans. Drei Jahre später höre ich nun das Debut-Album einer ganzen Band, die – man kann es sich kaum schöner ausdenken – aus gleich zwei Geschwisterpaaren besteht.

Da gibt es vielleicht manchmal menschliche Konflikte, aber eben auch eine besondere Form der Einheit und Verbindung unter den Musikerinnen und Musikern, und diese hört man Of Inner Cities sehr deutlich an. Von eventuellen menschlichen oder auch künstlerischen Konflikten hört man dagegen gar nichts.

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Zwischen Melancholie und Erhabenheit

Wenn ich die beiden Platten miteinander vergleiche, hat sich im innersten Kern der Musik gar nicht so viel verändert. Das soll nicht despektierlich klingen, aber letztlich vermittelt die Musik von Bleu Roi weiterhin nur eine einzige durchaus komplexe Emotion irgendwo zwischen Melancholie und Erhabenheit. Dieses schon auf der 2013-er EP spürbare Grundgefühl hat sich in erstaunlicher Weise bis auf das neue Album erhalten und das trotz einer Erweiterung des Kreises an beteiligten kreativen Personen.

JedeR der vier MusikerInnen geht hier, mit Jennifer Jans als Kopf und Motor der Band, ganz in diesem Gefühl «Bleu Roi» unter und auf. Sich dafür nach einer Farbe, in diesem Fall dem berühmten Königsblau zu benennen, erscheint so absolut passend. Denn auf dem ganzen Album klingt alles einheitlich gleich und gleichförmig. Letztendlich ist jeder Song die Reinkarnation des Stückes davor, nicht von der Abfolge der Akkorde, aber von den klanglichen Grundparametern.

Auf der Höhe der Vorbilder

Glücklicherweise klingt aber eben auch alles gleich gut. Die Abwesenheit von Brüchen und Schattierungen in der Musik wird aufgefangen von Synthie-Flächen erhabener Schönheit und Zaubersounds aus allerlei Instrumenten und Geräten. Das Album ist vom ersten bis zum letzten Ton fantastisch produziert und absolut auf dem Niveau von grossen Vorbildern wie etwa Bon Iver und Sigur Rós.

Wer atmosphärische Sounds mag und gerne in die musikalische Welt einer Band eintaucht wie in einen tiefblauen See, wird Of Inner Cities lieben. Wer hier jedoch ein wenig mehr Dynamik, Reibung oder zumindest die Lust auf einen kleinen künstlerischen Bruch vermisst, hat allerdings auch mein Verständnis.

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Bleu Roi – Of Inner Cities

(Plus Plus Records/Radicalis Music) ist am 11. November 2016 als CD, LP und digital mit einem Beitrag des RegioSoundCredit des RFV Basel erschienen.

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