The Universe By Ear – Self-Titled: Licht, Schatten, Chaos

Reviews
The Universe By Ear @ 2016
The Universe By Ear @ 2016

Schon das erste Musikvideo des Basler Power-Trios liess aufhorchen; jetzt ist das ganze Album da. RFV-Kritiker Michael Gasser nähert sich dem Universum.

Album Review

The Universe By Ear (TUBE) huldigen auf ihrem gleichnamigen Debüt den Kontrasten, weshalb auf dem Album nicht nur Platz für Licht und Schatten, sondern auch für Urwüchsiges ist. Das Trio aus Basel predigt den ProgRock, huldigt aber auch dem Blues und der Psychedelic und kreiert einen Sog aus Musik, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Ihren Namen haben TUBE mit Bedacht gewählt, denn: Sie wollen die unendlichen Weiten des Weltraums nicht mit dem Raumschiff, sondern dem Gehör erkunden. Folgerichtig gedenken die drei Basler mit ihrem am 24. März 2017 erscheinenden Debüt auch die Grenzen des Rocks auszuloten. Kein stilles und heimliches Vorhaben, dafür eins mit Vorwärtsdrang. Angetrieben von einer Mischung, die sie selbst als «Psychedelic Prog-Blues» verstehen.

Entstanden sind The Universe By Ear auf einer Tournee der Tribute-Formation Fido Plays Zappa: Deren Gitarrist Stef Strittmatter und Bassist Pascal Grünenfelder nutzten ihre freie Zeit, um sich unterwegs ein Trio auszudenken. Fehlte nur noch der Dritte im Bunde: Mit Schlagzeuger Beni Bürgin – einst bei Leonti und anderen Basler Bands – war dieser rasch gefunden. Vor rund einem Jahr wagte man sich an die Umsetzung: «Vier Stunden lang haben wir uns die Finger und Ohren blutig gejammt. Danach war klar: Das funktioniert», erinnert sich Strittmatter.

Die weitere Standortbestimmung erfolgte im Studio. In einer ersten Tranche habe man nach dem gemeinsamen Klang und den sich bietenden Möglichkeiten geforscht, so Strittmatter. Laut ihm basiert alle brauchbare Rockmusik auf dem Blues, also erachteten TUBE diesen als gegeben. Dazu gesellten sich nebst vertrackten Riffs auch eine Erkenntnis: «Am reinen ProgRock stört uns die Kopflastigkeit, weshalb wir mit der Bodenständigkeit des Blues und der Freiheit der Psychedelic kontern.»

Schwarzer Humor, harter Groove, euphorische Momente

Und wie hört sich das Ganze an? So anpeitschend wie fordernd. Die neun Tracks des Albums mit dem Bandnamen als Titel zeigen sich dynamisch und wirken wuchtig. Der Opener «Seven Pounds» wälzt sich in seiner Erdigkeit, spielt mit der Psychedelic und bietet Chorgesang, der sich harmonisch und bedrohlich zugleich gebärdet. Ein feiner Auftakt. Nicht zuletzt, weil es der Band gelingt, einen Balanceakt zwischen rauer Schönheit und harten Grooves hinzulegen, ohne je in Absturzgefahr zu geraten.

Weiter: «Repeat Until Muscle Failure» mäandert zunächst zwischen Hard Rock und Power Pop, nur um in ein sphärisches Rauschen einzutauchen, wodurch die Leichtfüssigkeit des Stücks jedoch nicht wegfegt, sondern hervorgehoben wird. TUBE zeichnen sich durch Präzision und durch perfektes Timing auf. Dennoch agieren sie nie verkopft und verstehen es vielmehr, die reichlich vorhandene Dynamik in Spielfluss und -freude umzumünzen.

Gleich mehrere Songs tragen gewaltbereite Titel wie «Make It Look Like An Accident» oder «Slam Your Head Against The Wall (Carefully)». Dahinter verbirgt sich aber keine apokalyptische Haltung. «Das ist eher schwarzhumorig», sagt Strittmatter und verweist auf den letzten Track des Albums, «Dead Again». Dieser sei eher versöhnlich zu verstehen: «Denn wer nochmals sterben kann, war ja nicht wirklich tot.»

Mit dem fast zehnminütigen «Ocean/Clouds» werfen sich die drei in einen Sog aus kratzenden Klängen, nervösen Stimmungen und treibender Musik. Was zunächst schwer verdaulich anmutet, entfaltet nach und nach seinen Reiz. Das Melodiöse scheint der Kraft der schneidenden Gitarre und der erdrückenden Rhythmusgewalt von Bass und Schlagzeug zu unterliegen, allerdings nur fast, denn: Es entwickelt sich eine Ästhetik des Chaotischen, die sogar Platz für euphorische Augenblicke freihält.

Der Sound von The Universe By Ear baut auf Kontrasten auf und verhehlt nicht, dass es ihre Musik nebst Licht auch Schatten und Urwüchsiges offeriert. Mitunter lässt man sich von wilden Rhythmuswechseln oder dem einem Experiment zu viel verführen. Das ist jedoch auch von Vorteil: Zwar schlägt der Erstling arg häufig Haken, dafür langweilt er nie. Man spürt, wie sich die Formation eine gewisse Narrenfreiheit gönnt. Das fesselt, und reisst mit.

The Universe By Ear – Self-Titled (Cover)
The Universe By Ear – Self-Titled (Cover)

The Universe By Ear (self-titled)

(Czar Of Crickets, Czar Of Revelations, NonStopMusic CH) erscheint am 24. März 2017 als LP, CD und digital.

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