Dave From Hollywood – Wax A Hot One: Bullshit geht anders

Reviews
Dave From Hollywood 2017 zvg.
Dave From Hollywood 2017 zvg.

Wer kommt da aus den Hollywood Hills runter gecruised und mault übernächtigt in der Tankstelle rum? It’s good old Dave From Hollywood!

Album Review

Wobei, nur der Dave in der Band (David Kerman, drums) ist tatsächlich gebürtiger Kalifornier, treibt sich jedoch schon länger in der Basler Musik- und Barszene rum (mit der Discography des Ausnahme-Drummers wird einem der Tag nicht langweilig werden). Der Rest der vierköpfigen Truppe aber setzt sich nicht aus abgetakelten Hollywood-Stars zusammen, sondern aus in Basel verankerten Ostschweizern und einem vielbeschäftigten Jazzer. Purer Etikettenschwindel also, was uns der Dave From Hollywood da vor die Schuhe spuckt, die blanke Aufschneiderei! – Klar. Na und?

Dave From Hollywood hatten sich, so die Legende, vor drei Jahren in der Gelateria Basel rein zufällig gefunden, und weil die Sonne schien, war Hollywood ein naheliegender Gedanke für den Bandnamen. Ausserdem eben: Dave the drummer. Von der mittlerweile verblichenen Grossformation Dexter Doom And The Loveboat Orchestra holten die drei Eisesser sich kurzerhand Sebastian Bolli aka Sebucki (bzw. Sebooking) ans Mic und drückten ihm eine akustische Gitarre in die Hand. Marco Nenniger (Scratches, Klangquadrat, Judy Birdland u.v.a.m.) packt den Bass aus und der Thurgauer Jonathan Gubler die elektrische Gitarre. Schon fertig.

Das Album Wax A Hot One kam bereits im Herbst 2017 über das Wiener Ladel Konkord in die Läden (auch als 180-Gramm-Vinyl selbstverständlich), zuvor in einem Tag im schönen Burgenland in den Kasten gezaubert und ganz eindeutig als Live-Take zu erkennen. Das ist gut so, denn die acht Nummern zielen nicht auf die 30-Sekunden-Spotify-Aufmerksamkeitsspanne der mittelländisch-urbanen Langweiler, und auch nicht auf pfundig angemalte Award-Shows, sondern: auf das zutiefst analoge Rock’n’Roll-Party-Gen, das einfach nicht totzukriegen ist.

Authentisch, übergeschnappt, laut und souverän

Der Sound: Laut, schnoddrig, souverän, groovy, vintage. Er klingt meist so, als wäre er mindestens ein Jahr lang in einem feuchten Keller mit undefinierbaren Ingredienzien gebeizt worden, dann aus dem Keller hochgeschleppt und schliesslich aus der staubigen Garage darüber in die Blues-Rock’n’Roll-Kneipe nebenan gekarrt worden. Also: recht authentisch. Bluesrock, Southern Rock, jazzige Jams, Garage Rock’n’Roll und als Zugabe ein ziemlich übergeschnappter, grossmauliger Frontmann, der irgendwo zwischen Vince Taylor, Jeffrey Lee Pierce und Jon Spencer die Messe lesen gelernt hat.

Das macht meist ordentlich Spass, etwa in «Wosch mi» (Mundart bzw. ein sehr komischer Basler Dialekt), wärmt auch schön, etwa in «Reedem», oder knallt gut in Kurve (der Opener «Heather»). Mit «Nuts Again» schiebt uns Dave dann doch noch den Hit rüber und später in der Nacht brüllen wir alle auf der Strasse den Refrain weiter, und wenn die Bullen kommen, gleich nochmals: «Stop giving me bullshit!»

Am Ende am Arsch
Das hier ist Musik wie gemacht fürs alte Autoradio und für selbstvergessene, leicht angestochene Nächte in engen, lauten Kneipen und Musiklokalen. Als Rauschmeisser des Albums entlässt uns der Song «Am Arsch» (keine Mundart) in die nasse Nacht und man ruft den Musikertypen, die dort noch an der Mauer lehnen und ein paar wegrauchen, gerne zum Abschied zu: Thanks Daves! Und gerne wieder.

Dave From Hollywood – Wax A Hot One (Cover)
Dave From Hollywood – Wax A Hot One (Cover)

Dave From Hollywood – Wax A Hot One

(Konkord Records, Wien) ist am 20. Oktober 2017 als LP, CD und digital erschienen. 

Sebooking, Sebastian Bolli, Basel

David Kerman Discography