Second Cousins – Bloody Tears: Der Teufel wartet an der Wegkreuzung

Reviews
Second Cousins © Jacques Lecoultre 2018
Second Cousins © Jacques Lecoultre 2018

Ihr Album Bloody Tears deutet mehr als nur ein bisschen darauf hin, dass die Second Cousins die schweizerische Antwort auf die Blues Brothers sind: Beide Formationen setzen sich aus erfahrenen Musikern zusammen, die den Blues mitsamt seinen Traditionen nicht nur schätzen, sondern auch leben.

Album Review

Einst waren Cla Nett und Kurt Bislin in Sachen Blues als Konkurrenten unterwegs, jetzt machen sie gemeinsame Sache. Nicht zuletzt, weil sie bei einem Gespräch am Küchentisch realisierten, dass sie tatsächlich miteinander verwandt sind: Zwei ihrer Grossväter waren Brüder, was Nett und Bislin zu Vettern zweiten Grades macht. Womit auch Herkunft und Hintergrund ihres Bandnamens Second Cousins schlüssig wird. Komplettiert wird die Formation durch Bassist Markus Halmer und Schlagzeuger Bernie Ruch.

Den traditionellen US-Blues im Fokus

Während man den Basler Clatt Nett insbesondere als Gründer der Lazy Poker Blues Band und auch als Träger des Swiss Blues Awards kennt, hat sich der Ostschweizer Bislin als Begleiter von US-amerikanischen Bluesern wie Bob Stroger oder Sam Carr sowie mit eigenen Bands wie Bluecaster oder The Raindogs einen Namen geschaffen. Getroffen haben sich Bislin und Nett Ende der 80er Jahre auf der Bühne des legendären Atlantis in Basel. Jetzt, 30 Jahre später, haben sie ihr gemeinsames Debüt Bloody Tears veröffentlicht.

Die 13 Songs des Albums, darunter zwei Covers aus der Feder von Taj Mahal respektive John «Littlejohn» Funchess, teilen sich die beiden Frontherren schier brüderlich: Siebenmal zeichnet sich Nett für die Vocals verantwortlich, sechsmal Bislin. Nichts als folgerichtig also, dass das Duo die Platte auch miteinander produziert hat. Die Second Cousins sind nicht daran interessiert, zu neuen Ufern aufzubrechen oder sich an ungewohnten Strömungen zu versuchen. Lieber fokussieren sie auf traditionsreichen Blues, der mal in Chicago, mal in Louisiana (oder in dessen Küstenstadt New Orleans) wurzelt.

Second Cousins © Beth Wimmer 2017
Second Cousins © Beth Wimmer 2017

Mannen mit Lebenserfahrung, Gusto und jeder Menge Energie

Es zählt zu den Gepflogenheiten des Genres, dass in den Texten öfters die Rede von Trennungsschmerz, fiesen Geliebten oder vom an einer Kreuzung auftauchenden Teufel ist. Davon erzählen auch (The) Second Cousins. «Train Down South» hingegen handelt von der Sehnsucht nach der Heimat und «Sailed To Dixieland», bei dem Country-Grooves und Mississippi-Blues treffen, setzt sich einfühlsam mit dem Thema Sklaverei auseinander.

Im Vordergrund stehen jedoch natürlich nicht die Lyrics, sondern der Sound. Dieser zeigt sich entspannt und energiegeladen zugleich und weiss mit intensiver Gitarrenarbeit und treibender Rhythmusarbeit zu überzeugen. Der kernig-kehlige Gesang verdeutlicht, dass hier keine Jungspunde, dafür Mannen mit Lebenserfahrung am Werk sind: Nett ist 62, sein Kompagnon gerade mal zwei Jahre jünger.

Zu den Vorbildern von Nett, einem gelernten Juristen, sollen – so hört man – sowohl Albert King als auch B. B. King und Freddie King gehören. Auf Bloody Tears erweisen sich das ungestüme «Boogie Fever» und das kaum weniger stürmische «Special Kind Of Karma» jedoch vielmehr von Magic Sam respektive Hound Dog Taylor beeinflusst.

Egal, denn relevant ist der unglaubliche Gusto, mit dem die Second Cousins ihre Shuffles und Soli ebenso swingend wie schwitzend zum Besten geben. Das Ergebnis ist eher deftig als delikat, jedoch vor allem eins: beseelt.

Second Cousins – Bloody Tears (Cover)
Second Cousins – Bloody Tears (Cover)

Second Cousins – Bloody Tears

(BurroBeat/Fontastix) ist am 13. Juli 2018 erschienen und erhältlich über Fontastix.ch, Cede.ch, den Webshop der Band, im gut sortierten Plattenhandel und natürlich an Konzerten. Digital auch über CD Baby.

On Tour
25.08.2018 Basel, Klosterbergfest, 20:30 h
27.08.2018 Gossau SG, Restaurant Traube Mult
20.09.2018 Frauenfeld, Eisenbeiz
13.10.2018 Weite SG, Plattentaufe, Treffpunkt Heuwiese ARThaus
16.11.2018 Sargans SG, Jazzkeller, Zunfthaus zum Löwen

Aktuelle Live-Daten auf der Website der Band.

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