Bitch Queens – City Of Class: Lauter dreckige Hits!

Reviews

Neues Album der Basler Glam-Punks Bitch Queens: City Of Class ist ein tightes, hochenergisches Ding aus einem Guss. Live spielt die Band im November an ihrem eigenen Festival, dem Bitch Fest im Sommercasino Basel. Doch zuvor einige Worte zur Musik der vier unerbittlichen «Don Quichottes des gehobenen Stinkefinger-Rock’n’Rolls».

Album Review / Projektbeiträge / RegioSoundCredit /

«Die dunkelste Ecke dieser Stadt ist mein glänzend weisser Arsch.» (aus «City Of Class»)

So, damit hätten wir mal eine Abrechnung mit unserer schönen Stadt, pardon: Kulturstadt Basel. Hergestellt und als krachender Punkrock-Hit verpackt von den vier ehrenwerten Bitch Queens, Basels unverzichtbarem Turbojugend-Chapter. «City Of Class» heisst der Song und heisst das vierte Longplay-Album der Band.

Im Musikvideo (s. unten) wirbeln dazu die Haare, Gitarrenhälse, Drumsticks, Schweisstropfen und Geldscheine. Einzige sexuelle Anspielung – ein Markenzeichen der Basler Band in ihren Videoclips wie «Lick It» oder «Gimme A Kiss» – bleibt dieses Mal eine genüsslich geschälte und oral zugeführte Banane.

Ansonsten ist die Abrechnung mit der Hometown komplett humorfrei, abgesehen eben von der Banane und der erstmaligen Erwähnung der Gemeinde Bubendorf in einem Punksong. Bitch Queens sind also a very bit very angry. Wir schreiben das zwölfte Jahr der straigthen Bandgeschichte (mit der Vorgängerband wären es noch ein paar Jahre mehr). Die Pace bleibt hoch.

Bitch Queens © Flavia Schaub 2019
Bitch Queens © Flavia Schaub 2019

Stadt am Arsch, Welt auch (aber anders)

«Hartnäckigkeit durch derbe Lockerheit» ist das Markenzeichen der Band, die seit über einer Dekade im reinsten Do-It-Yourself-Style fast permanent Releases und Musikvideos produziert, in Europa und auch in den USA und in Japan tourt und nicht müde wird, den Schminkkasten vor ihren Konzerten anzuwerfen, um kurz darauf sämtliche Oberbekleidung wegzuwerfen. Das macht, auch jenseits der 30, sehr viel Spass und hält jung.

City Of Class also. Nicht etwa angelehnt an Paul Austers literarische New-York-Trilogie des Psycho-Spiels mit Identitäten (City Of Glass), sondern glasklar eher das: City Of Ass, Stadt am Arsch, Welt auch (aber anders). Damit ist die Party aber nicht gelaufen, oh nein!, denn schlechte Laune ist der Bitch’ens Sache nicht.

Weiter mit Musik: Der kurze, funny Punk-Knaller «Vote For Pedro» sagt trotzdem: «Fuck the fake democracy» und holt einen Slogan aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf von 2016 aus der Versenkung hoch (und einem ulkigen Kultfilm aus den 00er Jahren).

Bitch Queens – Superboy (Videostill) © 2019
Bitch Queens – Superboy (Videostill) © 2019

«Süperböy» (der zweite Videoclip des Albums) spiel dann doch noch mit Identitäten zwischen Street Gang und Gangsta Rap, und das urkomisch und selbstironisch, ähnlich wie schon bei «Techno Is Dead» auf dem letzten Album).

On and on und eigentlich schon fast Pop
«Sucker For The Blues» beschwört die «dreckigen Träume» in dieser klinisch sauberen Welt, «Negative Heaven» die «feuchten Träume». Apropos feuchte Träume: «Especially Danny» hört sich sehr nach einer Hommage an den eigenen Gitarristen Danny Schönenberger an – eine sehr coole Idee mit passendem Reim: «Everybody from your daughter to your granny / is in love with Danny».

Der Songs «On And On» ist eigentlich schon fast Pop – der Mitsingfaktor auf diesem Album ist überhaupt sehr hoch. Dafür sorgen allein schon die clever eingesetzten Chörli und Backvocals, etwa im Song «All My Money». Fazit 1: Punkrock näher bei den Ramones, The Hellacopters oder Turbonegro als bei den Sex Pistols oder Black Flag.

Fazit 2: City Of Class ist ein tightes, hochenergisches Ding, aus einem Guss, elf Songs unter 3 Minuten, mit grossem Druck und glasklar in die schwarzen Rillen gespitteter Punkrock mit einem Schuss Wut und zwei Schüssen Ironie und drei Patronen Dirtyness, wie immer perfekt in Szene gesetzt von den vier Unverwüstlichen in den Denim-Jeansjacken. Sleaze over Basel!

*

Als der Doc dann das Fenster zum Hof öffnet, ist die Welt wie gewohnt am Arsch. Allein Musik hilft, und Trinken. Sind diese Bitch Queens nun einfach sture, realitätsfremde Spass-Death-Punk-Rocker? Oder eben doch die unerbittlichen Don Quichottes des gehobenen Stinkefinger-Rock’n’Rolls? Im Song «Never Say Never» gibt die Band die Antwort gleich selber, (eigentlich kennen wir sie ja schon lange) und damit schliessen wir das Fenster zum Hof und Welt:

Rock’n’Roll will never be the same
but we will play the chords back and forth
even if we don’t get paid
out of style, the rank and file
we’re not going away.

Bitch Queens – City Of Class (Cover)
Bitch Queens – City Of Class (Cover)

Bitch Queens – City Of Class

(Lux Noise Records Basel / Cargo Records, D / Savage Magic Records, USA) ist am 27. September 2019 als LP, CD und digital erschienen und überall erhältlich, auch über Bandcamp (Link in der Band-App):

Bitch Queens

Bitch Queens 2019 © Flavia Schaub
Bitch Queens 2019 © Flavia Schaub
30/05/2022

Beiträge
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2021
2 000 CHF | RegioSoundCredit Musikvideo | 2019
2 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2018
6 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2016
3 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2013
3 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2011
3 000 CHF | RegioSoundCredit Musikvideo | 2010
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2009

Play Video

Bitch Queens on tour

18.10.19 Luzern, Sedel
19.10.19 Olten, Coq d'Or
07.11.19 Bern, Reitschule
16.11.19 Basel, Bitch Fest, Sommercasino
20.12.19 D-Freiburg, Slow Club
21.12.19 Schaffhausen, Fasskeller
Aktuelle Daten auf der Website der Band.

Bitch Fest 2019, Sommercasino Basel

15.11.19: The Devils, Sex Organs, Harvey Rushmore & The Octopus; Art Gallery und After-Show Party
16.11.19: Bitch Queens, Prima Donna, Saint Agnes, Tight Finks, Überyou, DJ Danny Ramone
Bitch Fest mit einem Projekt-Beitrag des RFV Basel.

Ticketverlosung
Der RFV Basel verlost pro Abend 1 x 2 Tickets für das Bitch Fest 2019.
Teilnehmen für den Freitag | Teilnehmen für den Samstag
Es wird keine Korrespondenz geführt.

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