Emilia Anastazja – Blue: Dem samtenen Soul auf der Spur

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Emilia Anastazja © 2019
Emilia Anastazja © 2019

Sie habe viele Songs geschrieben und könne es nicht erwarten, diese mit der Welt zu teilen, liess die Basler Musikerin Emilia Anastazja anlässlich ihrer (erfolgreichen) Crowdfunding-Kampagne wissen. Das reife Resultat ihrer Bemühungen heisst Blue – und zeichnet sich durch sparsame Arrangements, sanfte Sounds und ein einträchtiges Zusammenwirken von Pop, Soul und R’n’B aus.

Album Review / RegioSoundCredit /

104 Menschen haben Emilia Anastazja bei ihrem Crowdfunding-Effort im Herbst 2017 finanziell unterstützt. Im Gegenzug haben sie etwa ein Dinner mit der fünfköpfigen Band, eine Umarmung oder einen eigenen Song aus der Feder der Sängerin erhalten. Aufgrund der locker gemachten 9 363 CHF gelang es, nicht nur den Sound Engineer Luc Montini (One Drop Studio Basel), sondern auch die Studiokosten, das Mixing und das Mastering zu berappen. Mit dem Resultat, dass das Debütalbum Blue jetzt vorliegt.

Wunderbar wandelbar

Gemäss eigenen Angaben spürt Anastazja bereits seit ihrer Kindheit der Musik nach; sie hat an der Swiss Jazz School Bern studiert und erstmals so richtig aufmerksam auf sie wurde die interessierte Öffentlichkeit dank ihrem Gesang auf «Unconditional» (2016), einem betont geschmeidigen Electronic-Track des Basler Produzenten und aktuellen Träger des Basler Pop-Preis, Audio Dope.

Mit ihrem eigenen Material zieht es die Basler Musikerin mit polnischen Wurzeln allerdings nun eher zu einer samtenen Dreifaltigkeit aus Pop, Soul und R’n’B hin. Wozu auch passt, dass nebst Norah Jones (die von einigen Kritikern mitunter als Snorah Jones betitelt wird) auch Soul-Chanteuse Brandy als Vorbild für Anastazja dienen soll. Folgerichtig überrascht es nicht, wie sehr die elf Songs auf Blue nach Geborgenheit und Wärme heischen und diese auch auszustrahlen imstande sind.

Anastazjas Stimme ist wunderbar wandelbar, klingt bisweilen nach ausgewachsener Schüchternheit und wirkt gleichwohl stark und selbstbewusst. Getragen wird der schwebende und oftmals gehauchte Gesang vom Sound ihrer Band, die darauf bedacht scheint, die Nummern möglichst schaumig und federleicht zu kredenzen.

Emilia Anastazja © Jennifer Scherler 2018
Emilia Anastazja © Jennifer Scherler 2018

Der Sommer kann kommen, mit leiser Melancholie

Der erste Eindruck der Musik verheisst Kuschelstunden à Go-Go, bloss ganz so einfach sind Anastazjas Klangwelten dann doch nicht auszurechnen. Die Künstlerin, die in ihren Texten insbesondere von der Liebe und deren Auflösung erzählt, lässt aufblitzen, dass sie ganz anders als mit Samtpfoten kann.

In «Love In The Age Of Technology» gibt sie direkt, unverblümt und ohne Rücksicht auf Verluste zu verstehen: «But the truth is you were never worth this.» Der Song präsentiert sich in musikalischer Hinsicht ebenso als Fokuspunkt, weil es Anastazja schafft, dieses zusätzlich mit vertrackten Rhythmen, luftigen Bossa-Nova-Anleihen und linder Elektronik zu unterfüttern.

Zu den weiteren Höhepunkten gehören nicht zuletzt das zurückhaltend funkige «Under My Skin», die akustisch geprägte R’n’B-Nummer «I Like It» und «Your Are The One», das Soul der sparsamen, aber schmachtenden Sorte bietet. Was zur Einsicht führt, dass Blue ein idealer Begleiter für stille Stunden ist. Der Sommer kann kommen, denn die leise Melancholie der Platte von Emilia Anastazja wird auch in dieser Jahreszeit haften bleiben.

Emilia Anastazja – Blue (Cover)
Emilia Anastazja – Blue (Cover)

Emilia Anastazja – Blue

(Sophie Records) ist am 15. März 2019 als CD, LP und digital erschienen mit einem Beitrag des RegioSoundCredit des RFV Basel. Die LP gibts über Bandcamp (Link in der Band-App unten) und Cede.ch.

Weitere Live-Daten
21.06.2019  Basel, Pärkli Jam, 21:45 Uhr
23.06.2019 Basel, Sommercasino, Markt der Schönen Dinge
04.07.2019 Winterthur, Salzhaus

CD-Verlosung
Der RFV Basel verlost 1 CD. Teilnehmen: E-Mail an den RFV senden. Es wird keine Korrespondenz geführt.

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