Sons Of Morpheus – The Wooden House Session: Ritt auf dem Riff

Reviews

Das dritte Album des Power-Trios dauert nur eine gute halbe Stunde. Doch die hat es in sich. Live ist The Wooden House Session bereits im Land des never ending Brexit vorgestellt worden, nun spielen Sons Of Morpheus am Czar Fest in der Kaserne Basel (19. April 2019). Der RFV Basel verlost schon mal LPs und CDs des neuen Albums (unten).

Album Review / RegioSoundCredit

Energisch, dynamisch und jede Menge Gitarren: Sons Of Morpheus (SOM) sind eine altmodische Rockband und pflegen die Tradition des Power-Trios. So wie einst Hendrix oder Cream, so wie heute Triggerfinger, Kadavar oder Karma To Burn (die Sons Of Morpheus als Support auf einer Europatournee begleiteten).

SOM sind keine Newcomer, sondern gestandene Musiker. Der Rezensent erinnert sich, wie Manuel Bissig vor Jahren mit seiner damaligen Band Rozbub in einem Zelt in Ennetmoos NW ein paar Urner Jungs begeisterte, die eigentlich wegen Triggerfinger durch den Seelisberg angereist waren. Damals sang Bissig noch Mundart, die Gitarre aber spielte er schon wie ein kleiner Hendrix, dem er noch früher in einer Cover-Band gehuldigt hatte.

Seit 2014 agiert das Trio unter neuem Namen und von Basel aus, hat Shows in ganz Europa absolviert und präsentiert nun bereits das dritte Album nach der Split-LP letztes Jahr,  Nemesis vorletztes Jahr und dem selbstbetitelten Debüt 2014. Dabei hat The Wooden House Session in der Tat Session-Charakter, klingt also ungezähmter als ein typisches Studio-Album.

Sons Of Morpheus © 2019
Sons Of Morpheus © 2019

Verdammte Echsen

Los gehts mit dem Instrumental «Doomed Cowboy»: Ein bluesiges Intro, das sich vom lockeren Jam zur mächtigen Ouvertüre aufbaut und schon mal ankündigt, was da noch kommt. Zum Beispiel «Loner» mit elastisch ploppendem Bass und einer Rhythmusarbeit wie bei Triggerfinger, was keine kleine Leistung ist.

«Paranoid Reptiloid» grüsst im Titel Radiohead und Verschwörungstheoretiker, die auch am Refrain Freude haben dürften, wo es heisst: «They don’t care about us / We humans are nothing than a cheap resource» – verdammte Echsen. Davon abgesehen ist das ein Song, der sich mit Nachdruck in den Gehörgängen festsetzt, dank toller Melodieführung, einem gekonnt ausfransenden Solo und einer Kompression, als gelte es eine weitere Schlacht im Loudness War zu schlagen.

Abfahrten mit Schuss, Rumfingern an der Luftgitarre

«Nowhere To Go» wühlt in den tiefen Frequenzen und bedient alte Kyuss-Anhänger. «Sphere», ein eingängiges Stück mit hymnischem Refrain, lässt Fans der Queens Of The Stone Age respektvoll mitnicken.

«Slave» nimmt sich zum Abschluss dann Zeit, schliesslich wird es in Klammern als «Never Ending Version» betitelt, was ein bisschen übertrieben wirkt, auch wenn ein Viertelstündchen eine stattliche Dauer ist.

Langweilig wird das nicht zwischen scharf geschnittenen Riffs, Abfahrten mit Schuss, Stahlsaiten-Blues und schwer groovenden Gröhlparts. Nach fünf Minuten geht dann der Hendrix mit dem Bissig durch, und der Klampfen-Fetischist vor der Heimanlage fingert an der Luftgitarre. Dann wird nochmals das Riff geritten und schliesslich das letzte bisschen Lärm aus den Saiten gekitzelt. So gehört sich das verdammtnochmal für eine Rockband, die Sound und Feeling möglichst nah am Live-Erlebnis halten will.

Aufgenommen wurde die Session in Eigenregie weit ab vom Schuss im Schüxenhaus in Ins BE, wo sonst kleine, feine Konzerte stattfinden. DIY-Geist zeigt auch die Umsetzung. Bassist Lukas Kurmann hat gemischt und gemastert, veröffentlicht wird das Album auf dem Label Sixteentimes Music von Drummer Rudy Kink (eine der umtriebigsten Figuren der Basler Szene, hier im Portrait in der TagesWoche Basel).

Wer unbedingt mäkeln will, kann darauf hinweisen, dass sechs Songs in gut 33 Minuten für einen Longplayer etwas wenig sind. Denen entgegnen wir, dass zwei weitere Songs plus eine andere Version von «Slave» letztes Jahr auf der The Fuzz Charger Split-EP mit Samavayo erschienen sind.

Und vor allem: Statt breit getretenem Quark nehmen wir doch lieber eine gute halbe Stunde Qualitäts-Rock’n’Roll. Den halten Bands wie Sons Of Morpheus mit Alben wie The Wooden House Session allen Unkenrufen zum Trotz quicklebendig.

Sons Of Morpheus – The Wooden House Session (Cover)
Sons Of Morpheus – The Wooden House Session (Cover)

Sons Of Morpheus – The Wooden House Session

(Sixteentimes Music / Czar Of Revelations / NonStop Music CH / Soulfood D+A) ist am 22. Februar 2019 als LP, CD und digital mit einem Beitrag des RegioSoundCredit erschienen.

LP-Verlosung
Der RFV Basel verlost 2 LPs von The Wooden House Session. Teilnehmen: E-Mail an den RFV Basel senden. Es wird keine Korrespondenz geführt. Versand nur an Adresse innerhalb der Schweiz.

CD-Verlosung
Der RFV Basel verlost 2 CDs von The Wooden House Session. Teilnehmen: E-Mail an den RFV Basel senden. Es wird keine Korrespondenz geführt.

Czar Fest 2019 © Czar Of Crickets, Artwork Philipp Thöni 2019
Czar Fest 2019 © Czar Of Crickets, Artwork Philipp Thöni 2019