Anna Aaron - Gummy: Experimentelles Pop-Pourri

Reviews
Anna Aaron © Julia Brun
Anna Aaron © Julia Brun

Was war es noch, das sich anzieht? Gegensätze? Mag sein. Im Fall von Anna Aarons viertem Album «Gummy» ist diese Leier aber nicht bloss zu ausgelutscht, sondern auch viel zu unterkomplex.

Album Review

Ein sphärisches Popexperiment

Um mit dem Ende zu beginnen: Der letzte Song «Gummy» startet mit synthetisch-lustigen Klängen, die an den Bubblegum-Soundtrack eines Nintendo-Videogames erinnern und – wumms – wird dann plötzlich von analogen, erdigen Drums getrieben. Effektverzerrt fordert Anna Aaron: «Take a Gummy» und fasst, es mit diesem Song auf die Spitze treibend, zusammen, wofür ihr neues Album steht und was es auszeichnet: Ein sphärisches Popexperiment, getragen von organischen Rhythmen. Ein Potpourri wie eine Tüte Gummibärchen, das Pop in all seinen Facetten erkundet, von düster-melancholisch bis verspielt und tanzbar, das die Grenzen des Genre auslotet, während durchgängig rhythmische Patterns des klassischen Rockdrums Verbindung schaffen.

Und die Drums stammen auch nicht einfach von irgendwem. Die von Anna Aaron programmierten Beats wurden von The Young Gods’ Bernard Trontin für das Schlagzeug arrangiert. Ein Verfahren so unerwartet wie unverhofft stimmig. So verleihen die Drums dem dream-poppigen «Strangers» die nötige Schwere, komplettieren auf «Golden Boy» die funkige Gitarre und den dröhnenden Bass und schmiegen sich wie ein dunkler Schatten unter das melancholische «What You’ve Been Dreaming».

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Bewegung fürs Genre

2021 hat die Baslerin nicht bloss das auf Ambient spezialisierte Label Bambient Records gegründet, sondern auch zusammen mit Trontin das Ambient-Album «Moonwaves» produziert, Einflüsse, die auch auf der neuen Platte eindeutig zu hören sind. Derweil sind die folkigen Klänge, die Hörer:innen noch von Aarons Debüt «Dogs in Spirit» von 2011 kennen, kaum mehr vorhanden. Das macht aber gar nichts. Im Gegenteil.

Denn «Gummy» steht nicht bloss für die musikalische Weiterentwicklung Anna Aarons, für experimentelle und komplexe Texturen, die sich zu anspruchsvollem und doch zugänglichem Pop-Sound schichten, sondern verleiht dem Genre wichtige und nötige Bewegung.

Anna Aaron - Gummy
Anna Aaron - Gummy

Anna Aaron - Gummy
Gummy ist am 7. Oktober 2022 bei Hummus Records erschienen. Erhätlich im Plattenladen und direkt bei Hummus. Unterstützt wurde Gummy durch einen Beitrag des RegioSoundCredits 2022

Produktion: Anna Aaron,
Drums & Perkussion: Bernard Trontin
Mix: Alain Meyer

LP Verlosung
Wir verlosen ein Vinyl Exemplar der Platte.
Teilnehmen: E-Mail ans Musikbüro senden. Es wird keine Korrespondenz geführt.

Live

Anna Aaron

Anna Aaron © Julia Brun
Anna Aaron © Julia Brun
20/02/2023

Beiträge
4 000 CHF | Basler Pop-Preis Nominierung | 2022
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2022
3 000 CHF | RegioSoundCredit Musikvideo, Tournee | 2019
6 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2014
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2013
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2012
15 000 CHF | Basler Pop-Preis (Jurypreis) | 2011
6 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2011
7 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2010

About Raffaela Kolb

Raffaela Kolb ist freie Kulturpublizistin und arbeitet im Salzhaus Winterthur mit dem Herzensfokus Livemusik, Awareness-Arbeit und der Vernetzung von FINTA Personen liegt. Sie ist Gründerin der «Billie Geilish – Pop von Cher über Whitney und Britney bis Billie»,  eine Party, die ihr grosse Freude und innere Zerrissenheit verleihen: Mit der Auffassung von Pop als Teil patriarchaler Verhältnisse und seinen vermarktbaren (pop-) feministischen Inhalten, sucht sie stets nach seinem subversivem Potential.