CARVEL' – Cannot Not Dance EP: Dance, baby!

Reviews

CARVEL’ – oh yes! Die groovende Basler Popband ist zurück mit der EP «Cannot Not Dance». Aber wie tanzbar ist die Scheibe und bleiben die Songs auch im Ohr hängen?

Album Review

«Die EP Cannot Not Dance lässt David Guetta, Pitbull und die ganzen anderen EDM-Pappnasen als Pre-Corona-Phänomene in die Geschichte eingehen», heisst es in der Pressemitteilung von CARVEL’. Was für eine Ansage! Hast du die Playtaste erstmal gedrückt, wird es schwierig, ruhig sitzen zu bleiben. Tanzen um jeden Preis ist angesagt. So viel ist schon mal klar. Aber Vergleiche mit der in die Jahre gekommenen DJ-Schmalzlocke Guetta oder mit dem glatzköpfigen Rapper Pitbull sind nicht angebracht.

Carvel - Too Busy - 2021 (c) Samuel Lutz

Klar, das Sounddesign ist inspiriert vom Zeitgeist der Charts und somit von bekannten Namen. Auch der schon lange wieder und immer noch populäre 80s-Einschlag beim Titelsong ist nicht zu verleugnen. Aber das machen die Jungs ja absichtlich. Seit ihrer Debüt-EP «Eins» haben CARVEL’ bewiesen, dass sie ihren eigenen Sound gefunden haben. Wie hat es eine bekannte Pendlerzeitung mal formuliert? «CARVEL’: zu gross für die Schweiz». Und der «amtlich bewilligte Störsender» ernannte im 2017 den Track «Baby Behold» zum «Song vom Tag».

Und so bleibt die Band auch auf der aktuellen EP ihrem Stil treu. Du willst wissen, was das bedeutet? Ich habe reingehört. Und zwar von A bis Z. Song für Song...

80s Sound auf sicherem Boden

1. «Too Busy»
Funky, funky – so geht mit diesem Track die EP los. Wären die Soundeffekte der Drums auch auf der Stimme, würde der Song schon fast auf eine Platte von Daft Punk passen. Einfach mitschnippen und die Beine wackeln lassen, lautet das Motto.

2. «Cannot Not Dance»
Groovy geht es weiter mit der Titelsingle «Cannot Not dance». Kennsch Ghostbusters? Genau: CARVEL' greifen bei diesem Song tief in die 80s-Kiste. Ihre Keyboard-Virtuosität stellen die Jungs damit definitiv unter Beweis. Was aber fehlt für einen Titeltrack: ein Refrain, den man sich merken kann. Unbedingt sehenswert ist übrigens das Video zu «Cannot Not Dance». Da hat man sich was überlegt. Raus gekommen ist folgender Clip:

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3. «Your Place or Mine»
Wem die Beine vom vielen Tanzen wehtun, darf sich jetzt hinsetzen und ein wenig ausruhen. Zeit, um auch mal auf den Text zu hören. «Could you please not be so sweet, baby I can feel the heat», singt Sänger Mario. Diese Zeile ist vielleicht ein bisschen abgedroschen. Und ja, die Liebe kann schwierig sein. Dafür habe ich mich gleich in den Song verliebt. Der Refrain ist ziemlich Jamiroquai-like und klingt international. Mitsingen ist da ganz einfach und auch das Tanzbein kommt wieder in Bewegung.

4. The Good, The Bad, The Kinda Gross
Cooler Effekt mit der Doppelung bei der Stimme. Es funkt, es dätscht, aber irgendwie will der Song nicht so richtig in die Gänge kommen. Aber, yeah: crazy Gitarrensolo! Das gefällt. Und am Schluss fährt der Track endlich los.

5. An Article of Great Value
Der Off-Beat bringt Reggae-Vibes auf die Tanzfläche. Auch dieser Style steht CARVEL’. Wenn auch der Refrain schön eingängig ist: Der Track ist ein wenig tralala. Liftmusik für die Südseeinsel.

Die EP groovt und kickt

Wer sich die EP wie ich von Anfang bis Schluss anhört, merkt: Die Jungs haben sich etwas überlegt mit der Reihenfolge. Erstmal losfetzen, dann kleine Pause einlegen, wieder Fahrt aufnehmen und zum Ende gemütlich Cocktail schlürfend ausklingen lassen. «Cannot not dance» groovt und kickt. Die Band bewegt sich mit dem 80s-Sound und den Tempi stets auf sicherem Boden. Wünschenswert für den nächsten Release wäre mehr Mut zum Experimentieren.

Alles in allem würde ich sagen: «Cannot Not Dance» ist eine solide Leistung und funktioniert für die Wohnzimmerparty genauso gut wie auf den Kopfhörern beim Grooven durch die Stadt.

Carvel - EP Cover Cannot Not Dance (c) Jerome Schwarz

CARVEL' – Cannot Not Dance

(PlusPlusRecords) ist am 3. September 2021 als CD mit einem Beitrag des RegioSoundCredit des RFV Basel erschienen, erhältlich u.a. auf Bandcamp.