Audio Dope - Gone: neues Territorium und altbewährte Beats

Reviews
Audio Dope © Flavio Karrer, 2023
Audio Dope © Flavio Karrer, 2023

Audio Dope erforscht auf seinem dritten Album «Gone» neue musikalische Richtungen und Territorien und bleibt seinem eigenen Sound dennoch treu.

Album Review

Am 24. März veröffentlichte Mischa Nüesch, alias Audio Dope, sein drittes Studioalbum. Im Vergleich zu «Audio Dope» (2018) und «Superlunary» (2020) erscheint «Gone» klanglich vielfältiger. In Songs wie «Ghost» und «Honestly» lässt sich der Produzent in Zusammenarbeit mit etablierten Sänger*innen aus seiner musikalischen Komfortzone locken. Die zahlreichen Features verpackt er sorgfältig in einen Rahmen aus typischen Trip-Hop und Electronic Beats. Es entsteht ein Album, das sich für weitaus mehr als zum Lernen und Relaxen anbietet.

Das Audio Dope-Erlebnis

Ohne Vorwarnung beginnen die Hi-Hats zu tanzen, der Synthi zu schweben und das Vocal Sample gespenstisch zu zittern. Paradoxerweise sind «yeah, over» die ersten Worte. Sofort wird man ins Audio Dope-Erlebnis reingezogen, in welchem man man als Nächstes in Form von «Round & Round» und «Blind» die ersten Features antrifft. Die Stimme des neuseeländischen Sängers Noah Slee und die E-Bass-Künste von James Iwa werden zur Schau gestellt. In «Blind» wird der für Audio Dope typische prägnante Drumbeat durch ein rhythmisches Gitarrensample ergänzt. Oder ist es überhaupt eines? Beim Basler verschmelzen die diversen Parts so stark, dass es beinahe unmöglich wird, ein Sample auszumachen. Ist vielleicht das Gitarrenriff secondhand? Oder doch der Drumbeat? Keine Zeit zum Überlegen. Das nächste Feature, «Ghost» mit Emilia Anastazja, ruft.

Die eigene Note beibehalten

In «Vernon Road» drückt zum ersten Mal auf dieser Platte ein Trap-Einfluss durch. Eine Tendenz, die sich in «Superlunary» bereits abgezeichnet hatte und jetzt explizit zum Vorschein kommt. Die zeitgenössisch rollenden Hi-Hats wirken fast schon fehl am Platz im oldschool Sound von Audio Dope. Aber eben nur fast. Der Produzent schafft es, die verschiedenen Stilelemente miteinander verschmelzen zu lassen und kreiert so einen ganz eigenen Klang. 2020 meinte er in einem Interview mit Radio X: «Ich möchte Trends immer so umsetzen, dass man in 5 Jahren nicht denkt: Der Song ist von 2015. Da haben alle gleich produziert. Es ist mir wichtig, dass ich eine eigene Note beibehalte.» Was er dazumal auf sein zweites Album bezog, ist ihm auch jetzt wieder gelungen.

Das poppige Highlight

Mit «Honestly» folgt eines der absoluten Highlights der Platte. Es sind schliesslich auch zwei ganz grosse der Basler Musikszene, die sich dafür vereint haben. Die Stimme von Manuel Gagneux, auch bekannt als Birdmask und Sänger von Zeal & Ardor, ergänzt das sanfte Arrangement von Audio Dope. Wer hätte gedacht, dass die Kollaboration eines Electronic-Produzenten und eines Metal-Sängers so poppig sein kann?

Audio Dope - True Love

Play Video

Drei Songs später folgt mit «Flowers» das letzte grosse Feature der Platte. Die Zusammenarbeit mit dem US-Rapper Rome Fortune kann man von allen Songs des Albums am deutlichsten dem Hip Hop zuordnen, wobei auch hier wieder schnelle Hi-Hats dem Song eine Trap-Note verleihen.

Anfang und Ende verschwimmen

Nach 34 Minuten Spielzeit ist es schon wieder vorbei. Gone. Geniesst man das Album auf einem Streaming-Dienst, beginnt es aber gleich nochmals und so landet man wieder bei «Oyster Gone», dessen Intro genauso als Closing Track funktionieren würde. Anfang und Ende verschwimmen. Das Album gerät in Endlosschlaufe. Stunden können vergehen. Lernend, relaxend, vielleicht sogar tanzend. Langweilig wird es nicht. «Gone» ist enorm abwechslungsreich und zugleich in sich zusammengehörig. Eine Festigung und Erweiterung der Audio Dope-Identität zugleich. Der Basler Produzent hat etwas gewagt, hat neues Territorium betreten und das Resultat ist ein voller Erfolg.

Audio Dope - Gone, 2023
Audio Dope - Gone, 2023

Audio Dope - Gone
Das Album ist am 24.3.2023 bei Radicalis Music erschienen und auf allen Plattformen gestreamed werden. Unterstützt wurde die Platte durch den RegioSoundCredit 2022.

Audio Dope

Audio Dope © Flavio Karrer, 2023
Audio Dope © Flavio Karrer, 2023
29/02/2024

Beiträge

4 000 CHF | RegioSoundCredit Tour | 2024
10 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2022
2 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2020
15 000 CHF | Basler Pop-Preis (Jurypreis) | 2018 
3 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2018
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2017

About Jan Soder

Aufgewachsen in der Agglomeration, weckte früh die urbane Musikszene sein Interesse. Aus einem journalistischen Schulprojekt entstand 2021 der regionale Musikblog «bâlusique», dank welchem er auch zu seinem aktuellen Engagement bei BSounds auf Radio X kam, wo er regelmässig am Montagabend über die Neuheiten und Gewohnheiten der Basler Pop-Szene plaudert. Wenn er nicht gerade über Musik schreibt oder spricht, spielt er sie selbst in seinem Kämmerlein.