Nicole Bernegger – Back To You: Ihr Herz schlägt für den Soul

Nach der Veröffentlichung ihrer letzten Platte, «Alien Pearl» (2019), wurde Nicole Bernegger unversehens ausgebremst: Kaum hatte die Soulsängerin ihre Tournee begonnen, musste sie diese aufgrund von Corona auch schon wieder beenden. Und nicht nur das: Durch die Restriktionen der Pandemie kam ihre Karriere gut zwei Jahre lang zum Erliegen. Unterkriegen liess sich Bernegger davon jedoch nicht, im Gegenteil. Nicht nur schrieb sie während des Lockdowns bereits einen ersten Track für ihres viertes Album, «Back To You», sondern sie fasste auch den Entschluss, den Longplayer statt in der Ferne in ihrer Basler Heimat einzuspielen – und als Novum gleich selbst zu produzieren.   

Gesagt, getan: Im One Drop Studio von Luc Montini, der zusätzlich als Co-Produzent der Platte agierte, umgab sich Bernegger mit vertrauten Musikerinnen und Musikern. Ziel war es, Soul von heute zu erschaffen und gemeinsam mit ihrer Band einen warmen, erdigen kraftvollen und zugleich zeitlosen Sound zu kreieren. «Crescent Moon», der Opener, gibt sogleich die Stossrichtung vor und sorgt mittels lockerer Grooves für eine relaxte Grundstimmung. Vorangetrieben werden die geschmeidigen und geschmackvollen Tracks vor allem von Berneggers Stimme. Diese schnurrt, knurrt, krazt und präsentiert sich mal elegant, mal vehement und durchwegs dynamisch.  

Obschon die Lieder nie an Bodenhaftung verlieren, scheinen sie über den Dingen zu schweben. Was dafür spricht, dass Nicole Bernegger zu ihrem Sound und zur Leichtigkeit gefunden hat. Dass sich die Künstlerin, die vor zehn Jahren die Casting-Show «The Voice of Switzerland» gewonnen hat, nach wie vor dem Klang der Sixties verpflichtet fühlt, lässt sich namentlich an Stücken wie dem bittersüss-melancholischen «Astray» oder dem von Orgeln und hymnischem Chörli-Gesang untermalten «Yes To You» ablesen. Mit seinen ebenso zarten wie gekonnten Gitarrenlicks und den angedubbten Basslinien unternimmt «Danger» stattdessen einen kurzen Abstecher in Richtung Folkpop und Dancefloor.

Das Album endet mit einer Überraschung: «Red Blue Yellow Green», laut Bernegger eine «Liebeserklärung an Lieblingsmenschen, Lieblingsorte, Lieblingsmomente», erweist sich als eine Art Gute-Nacht-Lied, angereichert mit einem Hauch von Woodstock. Vor allem aber ist die Nummer ein Beweis dafür, dass die Künstlerin inzwischen über ein Repertoire verfügt, das nicht zuletzt mit seiner stilistischen Bandbreite zu überzeugen vermag. Weshalb man auch nicht umhinkommt, «Back To You» zu rühmen: Und zwar als überaus reife und überzeugende Leistung einer Sängerin, die mit sich und ihrem Sound im Reinen ist.

Hat seine Liebe zur Musik mal zu seinem Job gemacht und beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Pop, Rock und Folk. Der frühere Surprise-Chefredaktor und Redaktionsleiter des Kulturmagazins «041» gehört heute dem Pressebüro Kohlenberg in Basel an, wo er mehrheitlich für Behörden und Unternehmen textet – ganz vom Musikjournalismus mag er aber nach wie vor nicht lassen.