Sam Himself - Moonsongs: Von grossen Veränderungen und grossen Stimmen
Der New Yorker Basler Sam Himself behandelt in seinem dritten Album die Nostalgie, das Dazwischen-Sein, Rückkehr und Abschiede. Zwischen Indie-Rock, Folk und Stadionhymnen.
Eliane Hofstetter
Irgendjemand hat mal gesagt, Sam Himself wäre der Bruce Springsteen von Basel. Zusätzlich ist da ganz klar noch ein Hauch The National und The War on Drugs, jedenfalls ist die amerikanische Seite des Künstlers durchweg spürbar und auch gewollt. Das neuste, dritte Album entstand zwischen seinen Wohnorten in Brooklyn und der Schweiz, in Zusammenarbeit mit Produzent Daniel Schlett, der unter anderem auch mit den oben genannten The War On Drugs zusammenarbeitete. Ohne ihn hätte das Album vielleicht ganz anders geklungen.
Sam beschreibt den Entstehungsprozess des Albums so: "Alle Songs handeln in gewisser Weise von Dingen - Menschen, Ereignissen - die ausserhalb meiner Kontrolle liegen. Sie zu schreiben, machte erst Sinn, als ich aufhörte, den Prozess so sehr kontrollieren zu wollen.”
Das Navigieren zwischen Kontrolle und Intuition, Loslassen und festhalten durchzieht das Album thematisch seit dem Zeitpunkt, als es noch gar kein Album war. Daniel Schlett spielte eine Schlüsselrolle dabei zu sagen, wann es besser ist, loszulassen und was es sich lohnt, darauf aufzubauen.
Sam Himself – Perfect Strangers (Official Music Video)
Vom Mond und der Melancholie
Passend zur Jahreszeit ist die Melancholie klanglich der ständige Begleiter in «Moonsongs». Das Loslassen und Dazwischen-Sein als Überthema zeigt sich nicht nur in den Lyrics, auch die Musik, die Harmonien und Sams Stimme tragen eine sanfte Melancholie in sich. Der weiche Bariton legt sich wie ein Samttuch über die Arrangements. So sind besungene Abschiede nicht nur melancholisch, sondern irgendwie auch versöhnlich, warm. In «Moonsongs» liegt keine Bitterkeit, sondern Erkenntnis.
Der Mond, der dem Album seinen Namen gibt, steht auch wie kaum ein anderes Naturphänomen für Melancholie. Wer nachts den Blick in den Himmel hebt und sieht, wie sich die Mondsichel von Tag zu Tag wandelt, erkennt: Veränderung ist die einzige Konstante – und doch liegt in ihr ein leiser Trost. Denn der Mond bewegt sich unbeirrt in seinen Zyklen, unabhängig von uns, und erinnert daran, dass alles Werden und Vergehen Teil des Grossen Ganzen ist. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf und mit Blick auf die Musik könnte man fast die Frage stellen, ob «Moonsongs» ein Konzeptalbum ist.
Pop, der eigentlich in ein Stadion gehört
Sam Himself nutzt als Selbstbezeichnung für seine Musik den Begriff “Fondue-Western”. Bitz cheesy sind die Songs ja manchmal schon, mit Western oder zähflüssigem Käse hat dieses Album aber nicht viel gemein.
Der Sound ist perfekt produziert, es gibt wenig ungeschliffene Stellen - soll es aber auch nicht. Die Musik von Sam Himself ist astreiner Pop, der sowohl mit minimaler Gitarrenbegleitung (wie bei «Dance with me») als auch mit Symphonieorchester oder mit Background-Chor funktioniert.
Ab und zu wird es etwas kitschig, wenn wie bei «Little Love» auf einmal der Chor einstimmt, begleitet vom betont simpel gehaltenen Instrumentalteppich. Songs wie «Runaway» sind Radio-Popsongs wie aus dem Rezeptbuch: eine Stimme mit Wiedererkennungswert, das richtige Tempo mit Drive und ein kleines Gitarren-Intermezzo gegen Schluss.
Auch «Bloodmoon» setzt auf dieses Rezept und es wird klar: diese Musik gehört in ein Stadion. Refrain und Begleitstimme schreien geradezu danach, von einem grossen Publikum mit oder ohne geschwenkte Feuerzeuge laut mitge-uuht zu werden. Wenn es in Basel einen gibt, der in die Fussstapfen von Popikonen tritt, dann ist es Sam Himself.
Sam Himself - Moonsongs
Das Album erscheint am 24.10.25. Die Produktion wurde unterstützt durch den RegioSoundCredit 2023/2.
Sam Himself
Beiträge
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2023
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2023
7 500 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2023
4 000 CHF | Nomination Basler Pop-Preis | 2022
8 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2022
3 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2020
About Eliane Hofstetter
Eliane hat mal Medienwissenschaften und Soziologie studiert und ist dann in der Kommunikation gelandet. Sie arbeitet aktuell für die Kuppel, organisiert nebenbei eine queere Partyreihe mit, gestaltet Stickers, Collagen und feministische Motive und singt leidenschaftlich gern im Basler Beizenchor. Wenn dann noch genug Zeit bleibt, steht ein Konzertbesuch dick und fett in der Agenda.