Zatokrev - ...Bring Mirrors to the Surface: Regungen aus den Untiefen des Seins

Release Reviews
Zatokrev © Matthias Willi
Zatokrev © Matthias Willi

Zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Vorgängeralbums „Silk Spiders Underwater...“ liefern Zatokrev (Deutsch: „dafür Blut“) mit „... Bring Mirrors to the Surface“ das lang ersehnte Folgewerk. Dabei ist eines gewiss: der Blick in diese Spiegel lässt niemanden kalt.

Album Review

Mit ihrem jüngsten Werk setzen Zatokrev fort, was die Band seit ihrer Gründung im Jahr 2002 auszeichnet. Schwere Gitarrenriffs, ebenso schwere Songtexte, hämmernde und zugleich pointierte Drums, die unverkennbare Stimme von Sänger Frederyk Rotter und Experimentierfreudigkeit weit über Genregrenzen hinaus. Während «...Bring Mirrors to the Surface» diese vertrauten Elemente weiterhin gekonnt aufgreift, besticht das unterdessen fünfte Album der Basler Sludge-Institution unter anderem auch durch eine weitere zentrale Eigenschaft: Track für Track nehmen sich Zatokrev die Zeit, die Hörer*innen an ihre Kompositionen heranzuführen, sodass jedes Stück seine volle musikalische und emotionale Tragweite entfalten kann.

Für dieses Unterfangen haben sich Zatokrev hochkarätige Unterstützung ins Studio geholt. Neben Mitgliedern der US-Sludger Minsk und Ines Brodbeck (Inezona) übernehmen mit Manuel Gagneux (Zeal & Ardor), Okoi Jones (Bölzer) und C.S.R. (Schammasch) gleich drei Schweizer Szenegrössen Parts auf dem Album.

Gezeitenwechsel

Bereits die erste Singleauskopplung des Albums «Blood (ft. Inezona)» demonstriert eindrücklich die musikalische Vielschichtigkeit von «...Bring Mirrors to the Surface». Schwere Gitarrenriffs werden nach einem kurzen Aufbau noch intensiver, um sich in der Folge mit etwas ruhigeren, von tragenden Clean-Vocals geprägten Parts in einen Wechsel zu begeben. Dieser Wechsel spitzt sich wiederum weiter zu und mündet im härtesten Part des Songs.

«rebirth of the moons
separating the shades from bleeding circles
light has left a hollow crown
where death fulfills our void»

wird ins Mikrophon geschrien, die Feinheit des vorhergehenden Gesanges überwunden, nur um sie kurz darauf in der nächsten Passage wiederzufinden. Nach diesem Aufbäumen ebbt das Stück gemächlich ab. Wo vorher noch Wut und Trauer dominierten wird es jetzt ruhig, so als würde die See nach einem Sturm wieder still und erhaben vor einem liegen. Und dennoch bleibt ein unheimliches Gefühl.

ZATOKREV - Blood (ft. Inezona)

Tiefen

Bei «Unwinding Spirits (ft. Manuel Gagneux)» werden Hörer*innen von tonnenschweren Gitarren- und Bassklängen, Growls und sirenenartigem Gesang in melancholische Tiefen gezogen, in denen kein Licht mehr scheint. Vor den Geistern, die hier am Werk sind, scheint es kein Entrinnen zu geben.

«engrained gloom
devours every light of all ways
keeps death alive in the shell»

Oder etwa doch? Gagneuxs Stimme gepaart mit helleren Gitarren und leichteren Drums scheint wie ein Hoffnungsschimmer, gar Erlösung. Aber auch hier bleibt ein mulmiges Gefühl.

ZATOKREV - Unwinding Spirits (ft. Manuel Gagneux)

Goddam Eyes

Wer Songs mit klassischem Zatokrev-Hitpotential bisher vermisst hat, wird hier fündig: «Pearl Eyes» ist der wahrscheinlich rockigste Track auf dem Album. Gerade wegen der Vielschichtigkeit von „...Bring Mirrors to the Surface“ gliedert sich auch das relativ schnelle und kurze Stück nahtlos in dessen Gesamtgefüge ein. Die Betonung liegt hier auf relativ: mit rund vier Minuten Spielzeit ist «Pearl Eyes» nicht einmal halb so lang, wie die Mehrheit der restlichen Tracks auf dem Album.

«I embraced the demon
when dead seasons called your name
running through old flames
Can’t forget the smell of burnt desire»

ZATOKREV - Pearl Eyes

Kreative Neuanfänge

Mit «...Bring Mirrors to the Surface» laden Zatokrev ihre Hörer*innen ein, in die Tiefen ihres Selbst abzutauchen. Die Musik ist dabei wie eine Strömung, von der man sich gerne mitreissen lässt. Im einen Moment bricht sie wie eine meterhohe Welle mit erdrückender Schwere über einem herab und reißt die Hörer*innen mit. Im nächsten lässt sie einen, von herrlicher Melancholie getragen, mit Leichtigkeit in den eigenen Gedanken treiben.

Es sind diese Wechselwirkungen von musikgewordenen Emotionen, die diesen Release zu einem monumentalen Werk machen – und damit auch zum vielleicht stärksten Album, das Zatokrev bislang hervorgebracht haben.

Zatokrev - ...Bring Mirrors To The Surface
Zatokrev - ...Bring Mirrors To The Surface

Zatokrev - ...Bring Mirrors to the Surface

Das Album erscheint am 29.8.2025 bei Pelagic Records und kann im Shop gekauft werden. Die Produktion wurde durch den RegioSoundCredit unterstütz.

Verlosung

Wir verlosen eine Vinyl des Albums. Teilnahme per Mail via Button

Zatokrev

Zatokrev © Matthias Willi
Zatokrev © Matthias Willi
21/08/2025

Beiträge
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2020
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2019
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2018
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo, Tournee | 2017
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2013

Metal / Rock / 2020 / 2019 / 2018 / 2017 / 2013

About Sebastian Siegrist

Sebastian verbringt einen Grossteil seiner Freizeit auf Konzerten und Festivals. Und zwar meist auf solchen, auf denen möglichst harte E-Gitarrenmusik gespielt wird. Metal und Rock eben! Wenn er gerade nicht unterwegs ist, veranstaltet er als Booker der Basilisk Deströyers selbst Shows in den Katakomben von Basel oder engagiert sich anderweitig in der Szene – zum Beispiel als DJ oder Verfasser von Reviews.