Video Of The Week: «Power To The Filthy Masses» von Gravpel

Reviews
Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)
Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)

Regie und Produktion: Nicolas Gysin & Gravpel.

Video Of The Week

Fertig luschtig, fertig frustig, hier kommt Gravpel!

Die rohe Black Metal x Grindcore x Anarcho Punk Band aus dem Kleinbasel greift in ihrem ersten Videoclip zu gröberen Mitteln, um ihre unzensiert wütende Sicht auf die aktuellen Zustände zu inszenieren. An wen die Ansage der Horde im Videoclip auch gerichtet ist, sagt zum Beispiel ein T-Shirt-Slogan deutlich: «Good Night White Pride». Manifest und Chaostage in einem: welcome to «Power To The Filthy Masses»!

Die Szenerie sieht zuerst aus wie eine Episode aus «True Norwegian Black Metal meets Anarcho Rituals meets Punk Rock Chaostage Riots», mit militant umherziehenen Horden, brennenden Autos, Corpsepaint, geölten Feuer-, Stich- und Schlagwaffen und grusligen Stachel-Hals- und Armbändern – entpuppt sich dann aber auch als hochenergetische Live-Performances in einer niedrigen Kellergruft und in einer Fabrikhalle.

Das schraubt sich alles hoch, zu einer agressiven, bedrohlichen Kulisse unter dem revolutionären Slogan: «Alle Macht den versauten, schmutzigen Massen». Niemand wird geschont, aber auch niemand verletzt. (Ausser vielleicht die Regeln des «guten» Geschmacks).

Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)
Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)

Wenn beim Konzert ein Vulkan ausbricht

Gravpel sind ein – bis auf die Gesichtsbemalung – noch relativ unbeschriebenes Blatt in der Basler Band-Szene oder der Schweizer Metal-Szene (es gibt eine ominöse Split-EP mit Holzerhurd aus Winterthur und einen nicht ganz jugendfreien Live-Auftritt 2019 in Basel).

Wie man hört, ist die Band Anfang August zum Metal-Festival «Live At Nordanpaunk» in Island eingeladen worden, wurde aber noch am Flughafen in Reykjavík Opfer des eilig ausgerufenen Lockdowns des Inselstaats. (Die Isländer*innen sind auch nicht mehr, was sie mal waren: furchtlose Wikinger*innen!)

So zogen Gravpel fast unverrichteter Dinge wieder ab bzw. in die nächste Kneipe mit komplett überteuertem Bier – aber nicht ohne vorher noch ein spontanes Off-Off-Konzert in der ständig dämmrigen isländischen «Sommer»landschaft zu spielen, bei dem dann gleich in der Nähe prompt ein Vulkan ausgebrochen ist.

Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)
Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)

Die Gravpel-Legende kommt also ordentlich rasch in Fahrt. Der puritanische, in rüde montierte Sequenzen und in billigen Farben gehaltene Videoclip ist ein solides Fundament  – sowohl Teil der Single «What We Aim For» als auch Vorbote auf das Debütalbum im Herbst.

Der wüste Streifen aber, der heute Premiere feiert, wird wohl nicht in der wohltemperierten Selection der «Best Swiss Video Clips» an den Solothurner Filmtagen im Januar zu sehen sein (Anmeldung¹ läuft). Dafür lässt «Power To The Filthy Masses» von Gravpel viel Dampf ab aus dem Kessel der unguten aufgelaufenen Ereignisse und angestauten Gefühle. Endlich: Kann man*frau mal was anderes gucken als Dystopie auf Netflix.

Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)
Gravpel, Videostill © Gravpel 2021 (Videostill: RFV)

Premiere bei CVLT Nation

Kurzum: Da braut sich ordentlich was Lautes zusammen im Basler Underground. Und Gravpel übernehmen die Rolle als vordergründig primitive Nihilisten-Rüpel dieses Untergrunds nur allzugerne – und sind auch musikalisch ganz auf der Höhe der ersten Black-Metal-Welle. Hört selber.

Und: Was Gangsta Rap kann, kann Anarcho Metal von Gravpel schon lange.

*

Die Premiere von «Power To The Filthy Masses» geht beim Heimathafen der lauten musikalischen Gegenkultur, dem nordamerikanischen Kanal CVLT Nation, vor Anker.

¹ «Best Swiss Video Clip» anmelden bis 13.9.2021

 

+++ Update +++
Das Originalvideo wurde von YouTube am 1.10.2021 gelöscht wegen «sexually explicit content», schreibt die Band. Das nun leicht zensierte Video ist hier wieder online verfügbar:

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