La Nefera - C'est ça: Echte Kraft aus Basel

Reviews
La Nefera © Victor Hege, 2023
La Nefera © Victor Hege, 2023

Vom Aufenthalt in Kolumbien sind bei La Nefera aus Basel nicht nur Erinnerungen geblieben, sondern feurige Sounds und direkte Aussagen. Diese werden auf ihrem zweiten Album «C'est ça» mit einem treibenden Stilmix zelebriert.

Album Review

Du magst Rap und Latin-Sounds, bestimmt stehst du auch auf Metal. Oder doch nicht? Feuer haben alle diese Genres unter dem Hintern und wenn La Nefera die Welten zusammenbringt, dann reisst das Resultat ohne Angewöhnungsphase mit. «C'est ça»; so ist es.

La Nefera - Ay Amor

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empowernder Sprechgesang und stilistische Vielfalt

Die Musikerin aus Basel, welche 2016 mit dem umfangreichen Album «A Lo Hecho Pecho» (Review von Doktor Fisch) den spanischsprachigen Rap in die Rheinstadt brachte und für brodelnde Momente gesorgt hat, hat sich mit ihrer zweiten Platte stilistisch erweitert. Der empowernde Sprechgesang ist für Jennifer Perez weiterhin zentral, intensiviert wurde in den acht neuen Tracks die stilistische Vielfalt, welche die Künstlerin seit Jahren inspiriert.

Ein halbjähriger Aufenthalt in Lateinamerika inklusive Musikresidenz in Kolumbien und die frisch zusammengestellte Band mit Victor Hege (Sousaphon), Ernesto Herrera (Gitarre) und Florian Haas (Schlagzeug) liefern auf «C'est ça» Afro-Rhythmik und Latino-Vibes. Bläser und mehrstimmiger Gesang starten das Glühen ohne Nervosität in den Takten von «Reencuentro», Perez stimmt mit Vibes und Sounds auf das folgende Spektakel ein.

Ein Brückenschlag, der von der Band gekonnt ausgeführt wird. Die analog eingespielten Klänge heben sich von den beatlastigen Tracks des Debüts ab, welches von La Nefera ursprünglich als Soloprojekt auf die Beine gestellt wurde. Dass in ihrer Musik viel mehr als bloss Rap steckt, sollte seit ihrem Gewinn des Basler Pop-Preises im November 2022 allen bewusst sein.

Nach balladesken und von Jazz beeinflussten Takten wird es auf der neuen Scheibe lauter. Die Hüfte wird bei «Verdadero Poder» gefordert, das Lied bringt Rhythmus und Lebensfreude zusammen, um die Sonne an unseren Himmel zu zaubern. Geschickt verpackt die Künstlerin ihre direkten Texte, in der sie sich mit der Gesellschaft und den darin herrschenden Ungerechtigkeiten auseinandersetzt.

Die echte Kraft kommt bei «C'est ça» durch die Sounds, Rhythmen und Worte. Ohne Umschweife reissen Energie und Erfahrungen, welche in den Liedern stecken, mit. Die Gitarre stellt sich bei «Problema» nach vorne und La Nefera erobert den Crossover. Ja, richtig gelesen: Ein Lied wie «Agua» kommt unerwartet, die Metal-Sounds passen aber perfekt zum direkten und ausdrucksstarken Auftritt.

Hier darf getobt werden, ohne andere zu verletzten, hier darf der Unmut aus den Gliedern geschüttelt werden. Die Lieder von «C'est ça» wollen live mit La Nefera und ihren Musikern zelebriert werden, denn die Bühnenshows dieser Kombo sorgen für eine kollektive Erfahrung und Vernetzung.

Die Diversität und die Eindrücke aus Kolumbien sollen ungeniert zelebriert sein. «C'est ça» ist als Lied und Albumtitel treffend. Warum sich also dagegen sperren; mitfeiern ist viel schöner und sorgt für eine Welt mit mehr Verständnis.

La Nefera - C'est ça
La Nefera - C'est ça

La Nefera - C'est ça
Das Album ist am 27. Oktober 2023 erschienen und ist als CD auf der Website erhältlich. Unterstützt wurde die Platte durch den RegioSoundCredit 2023/1.

CD Verlosung
Das Musikbüro verlost 1 Exemplar der CD.
Teilnehmen: E-Mail ans Musikbüro senden. Es wird keine Korrespondenz geführt.

La Nefera

La Nefera © Victor Hege, 2023
La Nefera © Victor Hege, 2023
16/02/2024

Beiträge
7 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2023
10 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2023
20 000 CHF | Basler Pop-Preis | 2022
3 000 CHF | Resonate (mit Kaotik Trio) | 2018
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2015

HipHop / Rap / FINTA / 2015 / 2018 / 2022 / 2023

Über Michael Bohli

Michael Bohli lebt in Zofingen und ist gelernter Zeichner im Bereich Architektur. Die Liebe zur Musik wurde ihm in die Wiege gelegt, bis heute lodert das Feuer. Über seine Leidenschaft zur Kultur schreibt er seit längerer Zeit, etwa von 2015 bis 2022 für das Musikmagazin ARTNOIR und seit 2023 mit seinem eigenen Kulturmagazin Phosphor.

Zentral ist die Suche nach interessanten, ungewohnten Klängen, fesselnden Personen und Horizonterweiterungen.