Ded Elk – We Are Gods: Zwischen Trümmern und Selbstermächtigung

Release Reviews
Ded Elk © Ketty Bertossi
Ded Elk © Ketty Bertossi

Mit «We Are Gods» legen die Alternativ-Rocker Ded Elk aus Basel ihr zweites Album vor – ein mächtiges Werk, das zwischen Grunge-Düsternis, flackerndem Neonlicht und philosophischen, existenziellen Fragen oszilliert.

Album Review

Was bleibt, wenn auch der letzte Gott und der letzte Glaube gefallen ist? Auch Ded Elk haben dafür zwar keine Antworten, aber einen Sound und eine Sprache, die heisser brennen als diese Fragen.

Von Eroberern zu Schöpfern

2023 tauchten Ded Elk mit «Conquistador» erstmals auf und setzten ihr Signal: mächtige Gitarrenwände à la Queens Of The Stone Age und Audioslave, wuchtige Bonzo-Drums und ein Hang zu Düsternis und fast megalomanischer Grösse. Zwei Jahre später hat die Band – reduziert auf Pascal D. (Vocals, Guitars, Bass, Synths & Percussion) und Caspar N. (Drums) – ihren Stil ausgefeilt und verfestigt. «We Are Gods» ist DIY produziert, klingt aber dennoch nach Wall Of Sound: dichter, kompromissloser und konzeptioneller.

Sinnsuche im Schatten des letzten Gottes

«We Are Gods» ist eine Fahrt durch die innere Topografie des Menschen, zwischen Abgrund und Erhebung. Im Zentrum steht der Titelsong: die radikale These, dass der Mensch selbst zum Gott werden muss, wenn der metaphysische Halt wegbricht. Musikalisch spannen Ded Elk einen Bogen von hypnotischen Strophen bis zu ihren wütenden Gitarrenwänden und immer hält ein treibender Groove hält alles zusammen.

Schon der Opener «The Fall of Man» macht klar, wohin die Reise geht:

«God is dead / And god remains dead / And we have killed him».

Nietzsche als Ouvertüre lässt erahnen, welch harter Stoff uns die nächsten knapp 40 Minuten um die Ohren gehauen wird: Der Mensch ohne göttliches Korrektiv und Ded Elk stellen sich und uns die konsequente Frage, ob man selbst zu Gott werden muss, um das Gewicht dieser Schuld zu tragen. Dabei klingen sie, wie wenn sich Alice In Chains und Pink Floyd zur Lithiumtherapie getroffen hätten.

Zwischen Amor Fati und Fatalismus

Ded Elk nehmen uns mit auf eine existenzielle Reise, deren Ausgangspunkt der Tod Gottes ist: eine lähmende Katastrophe, die alles in Frage stellt und eine tiefe Leere hinterlässt. Im Titeltrack «We Are Gods» gibt es darauf eine Antwort mit radikaler, blasphemischer Selbstermächtigung: «We are gods, intertwined».

«Adios» ist wie ein Abschiedsbrief aus Trümmern:
«All the shit you say, and all the shit you do – it ends up owning you».

«The Closest Exit» konfrontiert den Abgrund:
«If God is really dead / maybe you should be too»
bietet aber gleich darauf einen entsprechenden Ausweg:
«There is another way / I’ll be your lover, babe / Don‘t look back Just go on and on / Let the past be the past / What is gone is gone / You can seal it with a kiss / Because ignorance is bliss / And you will live to see it bring another day ».

Schliesslich führt «The Ugly Truth» zur paradoxen Einsicht:
«We are god and goddess too / Corrupt is me, but righteous you.»
Mensch und Gott erscheinen hier nicht als Gegensätze, sondern als Spiegelungen und betonen damit den Konflikt zwischen Ohnmacht und bejahender Liebe zum Schicksal.

Ein Soundtrack für die gottlose Zeit

Zwischen Nietzsche-Zitaten, urbanem Endzeit-Flair und persönlichen Abgründen entstand eine schwere und zugleich erhaben-düstere Platte. Das Thema «Gott vs. Mensch» zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Album: anklagend, entwurzelt und verzweifelt, wie ein Soundtrack für die Zeit nach dem Tod der Götter – ein Werk, das in den Ruinen des Glaubens nicht nur Verzweiflung, sondern auch Freiheit findet.

Ded Elk zeigen damit auch die schönen Seiten der menschlichen Existenz und regen zur Reflexion über Eigenverantwortung, Liebe, Trauer und Schmerz an. Und über die Endlichkeit und die Frage, was bleibt, wenn der letzte Gott gefallen ist. Harte Kost für harte Zeiten in schmerzhaft-wahrhaftiger Schönheit. Manchmal kann Ignoranz eben auch eine Wohltat sein.

Ded Elk - We are Gods, 2025
Ded Elk - We are Gods, 2025

Ded Elk - We Are Gods

Das Album ist am 7.11.25 erschienen und ist via Bandcamp zu kaufen. Die Produktion wurde unterstützt durch den RegioSoundCredit 2024/2.

Verlosung

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Ded Elk

Ded Elk ©2022 Ketty Bertossi
Ded Elk ©2022 Ketty Bertossi
03/07/2024

7 500 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2024
 

About Torsten Sarfert

Geboren in Ludwigsburg beginnt seine spannende Reise. Sie führt ihn über Stuttgart nach Tübingen und zum Schluss nach Basel. Schon in den 90er Jahren in die Veranstaltung kultureller Events involviert, wird Musik in seinem Werdegang immer wichtiger. So war er u.a. Tourbegleiter und Projektmitarbeiter der Contour Music GmbH, lancierte das Projekt "Soulfood MusiCuisine" im Panda Club und übernahm 2019 das Booking vom Atlantis Basel. Er schreibt seit 2018 als freier Autor über Musik und die damit verbundenen Menschen.