Fabe - Feature: Über Aushalten, Durchalten und die Dankbarkeit nie allein zu sein
Das Debütalbum des Basler Rappers Fabe lässt sich in zwei Seiten teilen. Im ersten Teil erzählt er eine Geschichte über das Wegrennen von Problemen und zeigt eine Seite, die noch nicht viele kennen. In der zweiten Hälfte präsentiert er seine altbekannte Seite, die ihn vor über zehn Jahren bekannt gemacht hat.
Ariela Dürrenberger
Vor 14 Jahren erschien der Song «Unser Paradies». Es ist der Track, für den Fabe heute noch bekannt ist und der auch auf seinem neuen Album eine Rolle spielt. Mit Gute-Laune-Texten, Dankbarkeit und Verbundenheit zur Stadt am Rheinknie zeigte Fabe in seiner Musik nach «Unser Paradies» seine Liebe zum Leben und zu seiner Heimat. Doch jetzt enthüllt er eine neue Seite von sich und spricht über Herausforderungen, Ängste und Kokain.
Fabe & Jules Kaluza - Unser Paradies (2011)
«Ich kam rechtzeitig davon»
«Mir war es wichtig, in der ersten Hälfte des Albums Tiefe zu zeigen», sagt Fabe, mit bürgerlichem Namen Kevin Messerli, über sein am 28. November erschienenes Debütalbum «Feature». Der heute 33-jährige veröffentlichte 2016 seine erste EP, danach folgten einige Singles.
Die letzten Jahre waren jedoch schwieriger, als es von aussen betrachtet aussah. Ausbildung, Job, Hochzeit: Oberflächlich betrachtet lief alles rund. Doch auf seinem Album, erzählt Fabe nun vom Weglaufen vor Problemen und dem Verdrängen.
«Ha so viel Chance vergeh, vor luuter Party und Schnee» - Zrugg (1. Track)
Für einige Jahre waren die Wochenenden des Baslers von langen Nächten und zunehmendem Drogenkonsum geprägt. Zwar habe der Musiker seine Verpflichtungen nie vernachlässigt, aber: «Ich bin an den Wochenenden vor meinen Problemen geflüchtet.» Seit gut fünf Jahren fasst der Rapper jedoch kein Kokain mehr an. «Meine Hoffnung ist, dass ich, wenn ich jetzt so auspacke, anderen in einer ähnlichen Situation helfen kann», sagt Fabe.
«Richtig Abgrund kheit und ha Fründe mit mir gnoo … Ich ha mi entfärnt vo mir selber, ha mini Gfühl ligge loh» - Angscht (2. Track)
Die vergangenen Jahre habe es ihm auch einfacher gemacht darüber zu rappen. «Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt, nicht getraut zu sagen, was ist», jetzt ist der Rapper froh, dass er in seinem Album rückblickend darüber erzählen kann. «Ich kann da voll dahinterstehen, weil ich nie jemandem etwas Böses wollte, nie jemanden über den Tisch gezogen habe und ich rechtzeitig davonkam.»
Das Album war für 2024 geplant
Ursprünglich wollte der Basler sein Album bereits im vergangenen Jahr veröffentlichen. Doch es kam einiges in seinem Privatleben dazwischen. Abgesehen davon, dass sein Produzent Vater wurde, stand beim Rapper selbst die Scheidung an. «Als wir loslegen wollten, haben wir gemerkt, dass privat gerade zu viel passiert», erklärt der Musiker den verpassten Zeitplan. Für drei, vier Monate liess der Rapper dann alles liegen und dachte kurz auch ans Abbrechen: «Vielleicht hatte ich auch ein Burnout und wollte es nicht wahrhaben.»
Doch der Blick zurück auf seine alten Songs und Erfolge sowie die Aussicht auf Features mit treuen Wegbegleitern und Idolen brachten ihn zurück auf Kurs. Der Name seines daraus entstandenen Debütalbums «Feature» ist dabei Programm: Auf acht von zehn Songs ist ein Feature vertreten. Die Teamarbeit, die den Rapper zwar motivierte, hat die gesamte Produktion jedoch auch verlangsamt. Allein die Terminfindung mit allen Feature-Partnern für die Studioaufnahmen war sehr zeitaufwendig.
Neue Liebe und alte Freunde
Neben Black Tiger, Frozen und Skinny Fresh ist Yves Loekito eines der Features. Der Basler Musiker ist als Solokünstler für seine sehnsüchtigen und liebesbekennenden Texte bekannt. Genau das ist auch «Für immer», ein entspannter Track mit einem lockeren Beat. Ein Song aus der zweiten Hälfte des Albums, der nicht nur an den altbekannten Fabe erinnert, sondern sich auch um neu gefundene Liebe dreht. Fun Fact: Die Partnerinnen der beiden MCs heissen beide Ja(c)queline.
Der letzte Track des Albums ist ein Remix des Hits «Unser Paradies». Dafür haben 12 Musiker einen Part beigesteuert. «Mir war wichtig, Jung und Alt zu verbinden», sagt Fabe über die Auswahl der Features auf diesem Song. Neben dem Brandhärd-MC Fetch ist unter anderem auch der junge Content Creator Flavio Stucki zu hören, ebenso wie einige MCs vom Basler Rap-Label Dritte Stock.
Er habe den Song nochmals auf sein Album genommen, weil «Unser Paradies» ihm auch heute noch enorm viel gebe. «Alles, was ich in der Musik erreicht habe, habe ich diesem Song zu verdanken. Ich wüsste nicht, ob ich sonst heute noch Musik machen würde.»
«Die dunklen Momente muss man zulassen, um da wieder rauszukommen»
In «Feature» begegnen wir einem erwachsen gewordenen Fabe. Zwar ist der mit Basel verbundene, stets positive MC auch nach über zehn Jahren noch zu erkennen, doch der Rapper hat gelernt, was es heisst sich seinen Problemen zu stellen und auch unangenehmen Dingen Raum zu geben.
«Ich kann jetzt besser damit umgehen, wenn jemand aus meinem Umfeld in der gleichen Situation ist», sagt der 33-Jährige. Heute habe er keine Angst mehr, in seinem Umfeld das Gespräch zu suchen, wenn etwas nicht in Ordnung scheint. Es sei besser, darüber zu reden, oftmals helfe das allein schon. Fabe hat gelernt, dass Verdrängen in einer Sackgasse endet: «Die dunklen Momente muss man zulassen, um da wieder rauszukommen».
Fabe - Feature
Das Album ist am 28.11.25 im Eigenverlag erschienen und kann überall gestreamt werden. Die Produktion wurde unterstützt durch den RegioSoundCredit 2023/3
About Ariela Dürrenberger
Ariela Dürrenberger ist Journalistin in der Region Basel. Nebst dem Produzieren der Nachrichten bei Telebasel schreibt sie regelmässig Artikel, unter anderem für die junge europäische Informationsplattform The European Correspondent. Sie studiert nebenbei Medienwissenschaften in Zürich.