Homemade Iscream – Like an Octopus: Mit Synthies gegen die Überforderung des Alltags

Homemade Iscream – das sind Donath Weyeneth und Maria Demandt, ein Duo, das einst im Jahre 2017 im Theater zueinanderfand, als sie gemeinsam eine Band auf der Bühne darstellen sollten. Was als Inszenierung begann, wurde schnell zur Realität und heute machen die beiden echte Musik – aus echten Gefühlen, mit echten Instrumenten – und einem Sound, der sich irgendwo zwischen rostigem Synthpop, Indie-Energie und tanzbarer Melancholie einpendelt. Das Duo selbst beschreibt ihre Musik als “trashy pop songs, quirky and crispy, cheeky and direct.”

Jeder Track auf «Like an Octopus» erzählt seine eigene kleine Geschichte, die sinnbildlich für unser modernes Leben stehen. Der Opener und titelgebende Song verpackt die Überforderung durch gesellschaftliche Ansprüche in tanzbare Klänge und Partystimmung. Der Titeltrack beschwört mit dem Symbol des achtarmigen Oktopus den Anspruch an Menschen, überall und alles gleichzeitig sein zu müssen und doch nie zu genügen.

Auch ein anderes Tier findet Platz auf der EP: das «Homeless Chameleon» steht für den Wunsch nach Zugehörigkeit und die damit verbundene Unsicherheit. In diesen Momenten wird es ruhiger, der Beat weniger schnell, der Gesang weniger sprechend. Symbole und Metaphern werden in den Texten gerne verwendet, um den Inhalt unmissverständlich klarzumachen.

Bei vielen Songs steht der Synthesizer im Mittelpunkt – quasi ein Duettpartner von Sängerin Maria, die mit Sprechgesang und poetischer Eindringlichkeit den Texten ihre Bedeutung gibt.Hier eine Challenge: versuchen, bei «Running Orders» den Text des Zwischenteils auswendig zu lernen und genauso schnell zu sprechen wie Homemade Iscream. Die Gitarren und Synthesizer sind auf der ganzen Platte die Elemente, die zum Mittanzen einladen, egal, ob eigentlich schon die ganze Nacht durchtanzt wurde oder die Verpflichtungen warten, eine Ode ans Feiern trotz allem.

Mit «sometimes» gönnt sich die EP zum Schluss eine Verschnaufpause – eine Einladung, einfach mal zu sitzen und den Vögeln zuzuschauen. Die Botschaft des Titeltracks

“I cannot be everything!”

wird versöhnlich umgedeutet: es ist okay, nicht alles auf einmal sein zu können.

Eliane hat mal Medienwissenschaften und Soziologie studiert und ist dann in der Kommunikation gelandet. Sie arbeitet aktuell für die Kuppel, organisiert nebenbei eine queere Partyreihe mit, gestaltet Stickers, Collagen und feministische Motive und singt leidenschaftlich gern im Basler Beizenchor. Wenn dann noch genug Zeit bleibt, steht ein Konzertbesuch dick und fett in der Agenda.