iuri - Soon: Ein Schattengewächs zwischen rot und blau

Reviews
iuri 2025 © Ronja Burkhard
iuri 2025 © Ronja Burkhard

iuri veröffentlicht mit their Debütalbum «Soon» ein melancholisches, facettenreiches und mutiges Pop-Werk, das sich der Komplexität unserer Gegenwart voller Widersprüche und Gleichzeitigkeiten stellt.

Album Review

Seit their Pubertät ist die Musiksoftware Garage Band der Zufluchtsort von Juri Schmidhauser. Und die Musik ist auch heute immer noch sehr präsent. 2021 war iuri Teil der Songwriting-Masterclass bei Sophie Hunger und gab 2022 their Debut EP «Grow Small» heraus, produziert von Anna Aaron. Veröffentlicht wurde diese als Split-LP mit der Band Lost in Lona. Die Single New Smile landete ein Jahr später auf der Shortlist des m4music democlinic Awards und im selben Jahr folgten diverse Supportshows in Schweizer Clubs u.a. für Odd Beholder oder Cori Nora. Nun erscheint im Mai 2025 das Debüt-Album «Soon» auf Mouthwatering Records.

Wie ein violetter Faden

Wer sich mit Farbenlehre beschäftigt, stellt fest: Die Farbe violett ist irgendwo zwischen rot und blau zu setzen. Synästhetisch gesprochen, schimmert gerade diese Farbe wie ein violetter Faden durch das Debüt-Album von der Basler Musikschaffenden Person iuri. Soon zeichnet auf acht Songs ein fein gesponnenes Netz aus komplexen Bildern unserer Gegenwart voller Widersprüche und Gleichzeitigkeiten. Die Musik mag als zarte Einladung gehört werden – Eine Einladung sich zu trauen, sich gemeinsam entschlossen in dieser Welt zu bewegen und mutig zu sein.

Gerade das Gemeinsame scheint sehr zentral auf diesem Album zu sein.

Um die Geschichten der Songs weiter wuchern zu lassen, wurden die Songs auf Soon unter anderem mit Musiker*innen wie Cori Nora, Leonard Wehinger (Häsin), Anuk Schmelcher, Tara Cunningham oder Alon Ben (Black Sea Dahu), kollektiv produziert und aufgenommen.

Die musikalischen Welten dieser Artists verweben sich mit iuris Stimme, die - um popmusikalische Referenzen zu setzen - neben Aldous Harding, Andy Shauf und John Lennon flüchtig schwebt. Fragil und gleichzeitig mit klarem Blick, bleibt iuri in den Songs in Beobachtung und erkundet Unsicherheiten, Widerstände – ohne diese zu verschleiern.

iuri muss sich mit their Musik dabei nicht in den Mittelpunkt drängen, bleibt angenehm auf Abstand, ohne sich aber zu verstecken. Die Musik von iuri funktioniert dabei vielleicht wie eine Schattenpflanze, die lediglich die Teilmenge der sonst üblichen Lichtmenge benötigt, um genug Photosynthese betreiben zu können. Die Songs auf Soon brauchen eben nicht zu viel, um gut zu funktionieren.

iuri – Colours (Official Video)

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Colours

Colours ist nicht nur der erste Song auf Soon – es ist ein leiser Auftakt, der sich wie eine vorsichtige Umarmung anfühlt. iuri beobachtet, wie das Licht wechselt und damit auch die wahrgenommenen Farben. Der Song erzählt dabei vom sich Erinnern und Sich-nicht-wieder Erkennen und besingt das Gefühl von Verlust und Veränderung in Beziehungen.

Musikalisch baut sich Colours langsam auf: Synths, Bass, zurückhaltende pulsierende Drums, Gitarren– alles scheint zu schweben um sich mit fein gesetzten Chörli gegen Ende zu verbinden.

iuri – Glimmer (Official Live Session)

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Glimmer

Glimmer beginnt wartend, zögernd, fast wie bei einer Trennung und der eigenen Unbeholfenheit, Gefühle in den Worten fassen zu können, die dem Vergangenem gerecht werden. Langsam treten im Song weitere Instrumente hinzu, wie ein gutes Gespräch bei einem Abendessen unter Freund*innen, bei dem alle Geschichten Platz finden, wo sich alle ausreden lassen und einander zuhören. Die Zeile «It’s been a long time ago but I’ve been here befor» schimmert als Mantra bittersüss in das Ende hinein.

Poetische zeitgenössische Pop-Musik

Mit Soon legt iuri ein wunderbares Debütalbum vor, das in Zartheit unglaubliche Tiefe zeigt. Wie ein Schattengewächs nicht zu viel Licht braucht, brauchen die Songs eben auch nicht zu viel Schnickschnack in der Produktion, um zu funktionieren. Darum sind sie vielleicht auch so gut. Weil sie einfach nur ehrlich sind.

iuri - Soon, 2025 © Ronja Burkard
iuri - Soon, 2025 © Ronja Burkard

iuri - Soon

Das Album ist am 16.5.25 bei Mouthwatering Records erschienen! Die Produktion wurde unterstützt durch den RegioSoundCredit 2023/3.

Live

22. Mai 2025 Releaseshow im Sääli zum goldenen Fass, Tickets gibts HIER

Verlosung

Die Verlosung ist abgeschlossen.

iuri

iuri 2025 © Ronja Burkhard
iuri 2025 © Ronja Burkhard
16/05/2025

Beiträge
11 000 CHF I RegioSoundCredit Tonträger I 2025
8 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2023
Coaching | Soundclinic Frühling | 2021

 

About Claudius Skorski

Claudius Skorski (*1993 in Basel) studierte Soziokulturelle Animation in Luzern, Bildende Kunst in Basel und Wien und ist als Musiker, Bildender Künstler und Kulturschaffender tätig.

Mit diversen Musik-Projekten (u.a. Gustav Gurke, Saitün, Hank, Space Tourists) tourte der Basler in der Vergangenheit bereits auf den verschiedensten Bühnen im In- und Ausland (u.a. Fusion Festival, ESNS Groningen, Kaserne Basel, Bad Bonn Düdingen, Moods Zürich).

Seine Installationen, Performances und Kollaborationen wurden in verschiedenen Kunsträumen und Festivals gezeigt, (u.a. Baby Angel Zürich, Akademie der Bildenden Künste Wien, Museum Tinguely Basel, ACT PROGR Bern).

Neben der Bühne hat sich der Basler auch viel für Musik und Community engagiert. Früher u.a. als Booker (Hill Chill, Lauter), als Mitglied in Fachgruppen und Vorständen (GGG Kulturkick, Junge Kultur Basel) oder heute in der Co-Leitung vom Kulturbetrieb Sudhaus.