Nicole Bernegger - Alchemy: Im Kollektiv liegt die Kraft
Mit dem neuen Album wandelt sich Nicole Bernegger von der Solointerpretin zur Soul-Family. Die zehn Songs lassen denn auch deutlich spüren, dass hier eine eingeschworene Truppe am Werk ist – entsprechend formidabel ist das Resultat.
Michael Gasser
Auf «Back To You» von 2023 lässt Nicole Bernegger jetzt ihr fünftes Album «Alchemy» folgen. Dem geliebten Soul ist die Gewinnerin der ersten Ausgabe der Gesangs-Castingshow «The Voice of Switzerland» von 2013 selbstverständlich treu geblieben. Doch wo auf dem letzten Werk primär Southern Soul und warme, schier kuschelige Sounds herrschten, zeigen sich die zehn neuen Songs jetzt insgesamt trockener, pointierter – und mehr denn je als ein Team-Effort. Passend dazu präsentiert sich Nicole Bernegger nicht länger als Solointerpretin, sondern als achtköpfige «Soul-Family».
Mit Finesse und schwelgerischen Momenten
Das drückt sich mitunter in verstärkter Power aus, heisst aber nicht, dass die Formation um die stimmstarke Frontfrau nicht auch reichlich Raum für Finesse und Schwelgerisches bietet. Wie das Vorgängeralbum wurde auch «Alchemy» von der Sängerin – dieses Mal mithilfe ihres Schlagzeugers Florian Haas Schneider – produziert. Mit dem erklärten Ziel, weiter auf dem bisherigen Klangbild aufzubauen, dieses jedoch vermehrt im Indie-Soul zu verankern und mit Elementen aus den Sixties, Seventies sowie sporadisch mit psychedelischen Einwürfen anzureichern.
Was besonders auf- und gefällt: Die Lieder bringen kontinuierlich zum Ausdruck, wie eingespielt die Formation agiert – mit dem Ergebnis, dass die Musik wohldurchdacht, präzis und locker wirkt. Das Album startet markant und selbstbewusst – mit einem ebenso lockeren wie souveränen Gitarrenintro, auf das sanftmütige Orgelklänge, dreistimmiger Gesang und entspannte Grooves folgen. Obschon sich «Who Sees Me Like I Am», der Opener, zunächst wie ein zwangloses Sonntagstreffen auf der Terrasse anhört, lassen die bittersüssen Zwischentöne rasch erahnen, dass die Fassade forscher wirkt als sie faktisch ist.
Facettenreichtum und mehrstimmige Gesangssalven
Mit dem anschliessenden «Future Memories», das leicht schwermütigen und versonnenen Indie-Soul bietet, wird vorübergehend ein Gang zurückgeschaltet, bevor es mit dem Titeltrack nicht nur merklich dynamischer, sondern auch üppiger und lebensfroher wird – nicht zuletzt dank Nicole Bernegger, die den Facettenreichtum ihrer Stimme demonstriert und auszureizen weiss. «Be Tender With Me» knüpft derweil an den Seventies-Soul eines Curtis Mayfield an – inklusive sattem Sound, brummender Hammond-Orgel und mehrstimmigen Gesangssalven.
Bernegger und ihre Truppe legen auf dem Werk erheblichen Wert auf Abwechslung. Nach jedem Stück werden Stil und Stimmung neu variiert, das Tempo gedrosselt oder wahlweise verschärft. Das ist durchdacht, gut getimt und beschert ein rund 37-minütiges Musikvergnügen. Zu diesem tragen auch weitere Tracks wie das leise schillernde «54» oder das abschliessende «Where Silence Holds the Sky» bei, das sich zugleich gepflegt und grüblerisch zeigt.
Das Fazit? Mit «Alchemy» verdeutlichen Nicole Bernegger und ihre Truppe, dass sie weiter gereift sind und sich mittlerweile auf einem äusserst beeindruckenden Level bewegen – einem, das auch international mehr als konkurrenzfähig ist. Und nicht zuletzt liefern sie Musik, mit der sich sogar trübe Tage noch vergolden lassen.
Nicole Bernegger - Alchemy
Das Album ist am 21.11.25 im Eigenverlag erschienen und kann ab dann überall gestreamt werden. CDs gibt es auch und Vinyl dann ebenfalls in den kommenden Wochen. Die Produktion wurde unterstützt durch den RegioSoundCredit 2025/2.
Live - Plattentaufe
24. Januar 2025 - Kuppel, Basel
Verlosung
Wir verlosen eine CD und 1x2 Tickets für die Plattentaufe.
Nicole Bernegger
Beiträge
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2025
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2020
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2018
7 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2015
About Michael Gasser
Hat seine Liebe zur Musik mal zu seinem Job gemacht und beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Pop, Rock und Folk. Der frühere Surprise-Chefredaktor und Redaktionsleiter des Kulturmagazins «041» gehört heute dem Pressebüro Kohlenberg in Basel an, wo er mehrheitlich für Behörden und Unternehmen textet – ganz vom Musikjournalismus mag er aber nach wie vor nicht lassen.